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Irdische Verse

Bürokratische Willkür

IRDISCHE VERSE bietet einen manchmal komischen und oft schockierenden Einblick darin, welche korrupten und willkürlichen Formen die Bürokratie in einem Land einnehmen kann, dessen Justiz nach strengen religiösen Regeln waltet.

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Die Hauptstadt Teheran erwacht in der Dämmerung, und mit ihr die iranische Bürokratie. IRDISCHE VERSE zeigt verschiedene Szenen - von der Anmeldung eines Kindes beim Standesamt bis zur Suche nach einem Hund auf dem Polizeirevier – aus der Perspektive einer immerzu fixierten und anklägerisch auf die Bürgerinnen und Bürger gerichteten Kamera.
Im Iran gilt islamisches Recht, die Scharia. Die Beamtinnen und Beamten und andere Autoritätspersonen entscheiden im Einzelfall über ihre Anwendung und über Menschen an Scheidewegen in ihrem Leben, die sie um Milde ersuchen. Man muss weder Franz Kafkas Erzählungen überkomplizierter Bürokratien noch Hannah Arendts Begriff der „Banalität des Bösen“ heranziehen, um die Hilflosigkeit zu verstehen, die solche Behördengänge, Vorstellungsgespräche und disziplinarischen Maßnahmen herbeiführen können.
IRDISCHE VERSE ist ein manchmal komischer und oft schockierender Einblick in die korrupten und willkürlichen Formen der Bürokratie in einem Land, dessen Justiz nach strengen religiösen Regeln waltet. Besonders eindrucksvoll ist die Episode über einen iranischen Filmemacher in einer Kulturbehörde, der sein Drehbuch auf Regimetauglichkeit überprüfen lassen muss. Nach und nach ist er gezwungen, immer mehr Seiten herauszureißen: Der Vater soll im Skript nicht sterben, nicht beleidigt werden, der Polizist nicht ambivalent dargestellt werden. Szenen, die Regisseure Ali Asgari und Alireza Khatami aus eigener Erfahrung kennen müssen. Szenen, die in westlichen Demokratien undenkbar scheinen. Und so ist IRDISCHE VERSE auch eine Warnung: Vor Zensur, vor Unterdrückung durch Paragraphen. Besonders bedrückend ist, dass über Asgari nach der Premiere des Films in Cannes von den iranischen Behörden ein Einreise- und Drehverbot verhängt wurde.

Christopher Suss

Details

Originaltitel: Ayeh haye zamini
Iran 2023, 77 min
Sprache: Persisch
Genre: Drama
Regie: Ali Asgari, Alireza Khatami
Drehbuch: Ali Asgari, Alireza Khatami
Kamera: Adib Sobhani
Schnitt: Ehsan Vaseghi
Verleih: Neue Visionen Filmverleih
Darsteller: Sadaf Asgari, Ardeshir Kazemi, Gohar Kheirandish, Farzin Mohades, Faezeh Rad
FSK: 6
Kinostart: 11.04.2024

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Irdische Verse

(Ayeh haye zamini) | Iran 2023 | Drama | R: Ali Asgari, Alireza Khatami | FSK: 6

IRDISCHE VERSE bietet einen manchmal komischen und oft schockierenden Einblick darin, welche korrupten und willkürlichen Formen die Bürokratie in einem Land einnehmen kann, dessen Justiz nach strengen religiösen Regeln waltet.

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