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Schwesterlein

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Sven und Lisa sind Zwillinge – und sie sind Theatermenschen. Er, der ältere, ist Schauspieler. Sie, das „Schwesterlein“, schreibt für die Bühne. Ihr Material sind Worte und Emotionen, damit kennen sie sich aus. Weniger gut können sie mit dem Krebs umgehen, an dem Sven leidet.

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Sven und Lisa sind Zwillinge – und sie sind Theatermenschen. Er, der ältere, ist Schauspieler. Sie, das „Schwesterlein“, schreibt für die Bühne. Ihr Material sind Worte und Emotionen, damit kennen sie sich aus. Weniger gut können sie mit dem Krebs umgehen, an dem Sven leidet und gegen den sie gemeinsam anzukämpfen versuchen. Dafür ist der Bruder, Sven aus Berlin mit in die Schweiz gekommen, wo die Schwester, Lisa mit ihrer Familie lebt. Hier geht es Sven für kurze Zeit besser, hier glaubt er noch fest an sein großes Comeback und hofft, demnächst wieder als Hamlet auf der Schaubühne zu stehen. Doch auch der Versuch einer Knochenmarkstransplantation, die Sven von Lisa empfangen hat, schlägt fehl, und so bleiben nur noch wenige Möglichkeiten und, was noch schlimmer ist, immer weniger Hoffnung und Überlebenswille.

Zugegeben, SCHWESTERLEIN von Stéphanie Chuat und Véronique Reymon, liest sich auf dem Papier zunächst wie ein klassisches Krebsdrama mit wenig Raum für eine originelle Inszenierung. Doch der größte Coup des Films ist seine Besetzung: Mit Lars Eidinger und Nina Hoss haben die Schweizer Regisseurinnen nicht nur die zwei womöglich größten Talente des deutschen Theaters erstmals gemeinsam vor die Kamera geholt, sondern sie haben es darüber hinaus verstanden, ihre Geschichte mit den Hauptdarsteller:innen so nah am Leben zu bauen, dass es einem unmittelbar unter die Haut geht, wie die beiden auf der Leinwand miteinander umeinander kämpfen. Dazu gehört auch, dass Eidinger selbst seit Jahren an der Schaubühne den Hamlet spielt, figuriert, ihn auslebt und in ihm leidet, und dass Thomas Ostermeier, der das Stück dort inszeniert hat, sich im Film ebenfalls selbst verkörpert. Doch es ist letztendlich vor allem der bemerkenswerten Vertrautheit und unmittelbaren Eingespieltheit von Eidinger und Hoss zu verdanken, dass dieses Konzept, dass dieser intensive, emotionale Kraftakt von einem Film am Ende tatsächlich aufgeht.

Pamela Jahn

Details

Schweiz 2020, 99 min
Genre: Drama
Regie: Stéphanie Chuat, Véronique Reymond
Drehbuch: Véronique Reymond, Stéphanie Chuat
Kamera: Filip Zumbrunn
Schnitt: Myriam Rachmuth
Musik: Christian Garcia-Gaucher
Verleih: Weltkino
Darsteller: Nina Hoss, Lars Eidinger, Marthe Keller, Jens Albinus, Thomas Ostermeier
FSK: 12
Kinostart: 01.12.2020

Website
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