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In Liebe, Eure Hilde – From Hilde, with Love

(Festivalkritik)
Hilde Coppi war eine stille Heldin. So still, dass ihr Name nicht jedem gleich etwas sagt. Nicht wie Sophie Scholl oder Rosa Luxemburg. Coppi war Mitglied der «Roten Kapelle», einer losen Gruppe von Widerstandskämpfern, die sich ...

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(Festivalkritik)
Hilde Coppi war eine stille Heldin. So still, dass ihr Name nicht jedem gleich etwas sagt. Nicht wie Sophie Scholl oder Rosa Luxemburg. Coppi war Mitglied der «Roten Kapelle», einer losen Gruppe von Widerstandskämpfern, die sich mit Flugblättern und Funkkontakten ins Ausland gegen die Übergriffe der Nazis wehrten. Als die junge, schmale Frau im September 1942 beim Erdbeeren pflücken im Garten ihrer Mutter von der Gestapo festgenommen wird, ist sie hochschwanger. Kaum ein Jahr später ist sie tot.

Andreas Dresen hat sich ihrem Schicksal angenommen. Sein Film zeichnet die Ereignisse von Coppis Verhaftung über die Geburt ihres Sohnes im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße bis hin zu ihrer Ermordung nach. Aber das Drehbuch von Laila Stieler entwickelt sich an zwei Fronten: Es rekonstruiert den Haftalltag, die Verhöre und den Prozess bis zur Todesstrafe ebenso wie Hildes Leben davor. Ausgiebige Rückblenden geben Aufschluss über die Beziehung zu ihrem Mann Hans (Johannes Hegemann) und erklären, wie Coppi überhaupt zum Aktivismus kam.

IN LIEBE, EURE HILDE orientiert sich in der Hinsicht an den Strukturen eines klassischen Biopics. Weder dem Genre noch der Thematik, die er behandelt, fügt der Film viel Neues hinzu. Doch Dresens enormer Respekt vor seiner Protagonistin überträgt sich unmittelbar auf die Leinwand. Sein Film ist so elegant und mit einem ehrlichen Interesse der Person Hilde Coppi inszeniert, dass man die Geschichte mit ansteckender Neugier verfolgt.

Das liegt nicht zuletzt auch an Liv Lisa Fries, die ihre Figur mit viel Würde und einem angemessenen Höchstmaß an Zurückhaltung spielt. Ihre Hilde ist keine berechnende Agitatorin, keine kalte Strategin, auch keine selbstlose Kämpferin für eine gerechtere Gesellschaft. Aber sie war auch nicht töricht, war sich ihres Handelns und ihrer Entscheidungen stets bewusst. Was ihr zum Verhängnis wurde, war ihre Leidenschaft, der Wunsch, die Welt zu verändern, sie besser machen zu wollen, um jeden Preis.

Ähnlich wie Fries bleibt auch Dresen sich selbst und seiner Sache treu. Sein Film bewegt, ohne aufdringlich zu sein. Er ist dringend und aktuell. Widerstand ist keine Frage des Heroismus, sondern der Haltung. Darin liegt der Schlüssel zur Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Hilde Coppi hat Mut und Rückgrat bewiesen. Sie hat gekämpft, leise zwar, auf ihre Weise - aber unerbittlich und aus Überzeugung, bis zum Schluss.

Pamela Jahn

Details

Originaltitel: In Liebe, Eure Hilde
D 2024, 124 min
Genre: Biografie, Drama
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Laila Stieler
Verleih: PANDORA
Darsteller: Liv Lisa Fries, Johannes Hegemann

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