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Neue Notiz
In Liebe, Eure Hilde
Ganz normale junge Menschen aus Berlin
Der Film erzählt chronologisch von der Verhaftung der im achten Monat schwangeren Hilde Coppi bis zu ihrer Hinrichtung im Strafgefängnis Plötzensee, unterbricht den Ablauf jedoch durch zahlreiche Rückblenden, die Hildes Erinnerungen an sommerliche Momente mit Hans und den anderen zu entsprechen scheinen.
Dass die eher scheue, ängstliche Sachbearbeiterin Hilde (Liv Lisa Fries) 1940 in Berlin auf den jungen Widerstandskämpfer Hans Coppi (Johannes Hegemann) trifft, ist Zufall. Hans, der sich bereits als Internatsschüler im Jugendverband der Kommunistischen Partei politisch engagiert und Kontakte zu Gleichgesinnten geknüpft hat, bringt sich selbst das Funken bei, um Mitteilungen in die Sowjetunion zu übermitteln. Hilde und Hans verlieben sich ineinander, und als sie für Hans ein Funkgerät quer durch Berlin transportieren soll, zögert Hilde keine Sekunde. Sie wird Teil der – als „Rote Kapelle“ später vor allem in der ehemaligen DDR bekannten und teils mythisch überhöhten – Widerstandsgruppe um Hans, zu der u. a. auch Harro und Libertas Schulze-Boysen und Ina Ender-Lautenschläger gehören. Indem sie Nachrichten von deutschen Kriegsgefangenen auf Radio Moskau abhört und Briefe an deren Angehörige verfasst, ihren Mann beim Funken unterstützt oder Papier für gegen das Naziregime gerichtete Flugblätter besorgt, bringt Hilde sich bald auch selbst ein – und in Gefahr.
Andreas Dresen präsentierte IN LIEBE, EURE HILDE, seine bereits achte Zusammenarbeit mit Drehbuchautorin Laila Stieler, im Wettbewerb der Berlinale 2024. Der Regisseur, der in der ehemaligen DDR aufwuchs, wo das Gedenken an Hilde und Hans Coppi deutlich präsenter war als in Westdeutschland, setzt der ursprünglich von der Gestapo als „Rote Kapelle“ bezeichneten Widerstandsgruppe, die eine lose heterogene Gruppierung war, mit IN LIEBE, EURE HILDE ein lange überfälliges filmisches Denkmal. Ein historisch allzu genaues Kostüm- und Szenenbild ist Dresen, der 2002 für HALBE TREPPE den Silbernen Bären gewann, dabei nicht wichtig – zeitliche Grenzen lässt er bewusst verschwimmen. So stammt etwa die Kleidung der Schauspieler*innen nicht komplett aus den 1940er-Jahren, sondern auch von heute, Hakenkreuzflaggen sind nicht zu sehen. Grundsätzlich entscheidet sich Dresen für eine ruhige, bedachte und differenzierte Darstellung des Schicksals der Coppis und verzichtet auf platte Spannungsmache. Der Kommissar, der Hilde vernimmt, oder die Gefängniswärterin Kühn, eine komplexe Figur, zeigen auch menschliche, mitfühlende Gesten – und doch bleibt das Todesurteil gegen Hilde und Hans Coppi unabwendbar.
In seinem zweistündigen Film setzt Dresen ganz auf – die einem breiteren Publikum vor allem aus der Serie BABYLON BERLIN bekannte – Liv Lisa Fries, die mit ihrer zurückgenommenen, eindrücklichen Darstellung der Hilde Coppi die Geschichte trägt. Er erzählt chronologisch von der Verhaftung der im achten Monat schwangeren Hilde über die Geburt ihres Sohnes und die kurze Zeit mit ihm in Haft bis zu ihrer Hinrichtung im Strafgefängnis Plötzensee, unterbricht den Ablauf jedoch durch zahlreiche Rückblenden, die Hildes Erinnerungen an Momente mit Hans und den anderen zu entsprechen scheinen. Diese sommerlichen, durch Fotos des Freundeskreises inspirierten Bilder, eingefangen von Kamerafrau Judith Kaufmann, haben etwas Zeitloses, fast Gegenwärtiges. Sie zeigen ganz normale junge Menschen aus Berlin, die sich nicht wie Held*innen gebärden, die ihre Jugend genießen – tanzen, singen, zelten, im See schwimmen, sich lieben – und sich aus Anstand und aus Überzeugung gegen das Naziregime stellen, aber auch aus Liebe zueinander.
Das Schlusswort der erschütternden Geschichte von Hilde und Hans Coppi überlässt Dresen deren Sohn, Hans Coppi jr., geboren am 27. November 1942 im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße, aufgewachsen bei seinen Großeltern. Coppi jr. promovierte über Harro Schulze-Boysen, war u. a. Mitarbeiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand sowie Projektleiter der Gedenkstätte Sachsenhausen und Vorsitzender der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, publizierte zu Gedenk- und Erinnerungspolitik und hielt Vorträge an Schulen und Universitäten. Es sind – neben Liv Lisa Fries’ herausragender schauspielerischer Leistung – vor allem die Gegenwartsbezüge, die Dresens bewegende filmische Version des kurzen Lebens und brutalen Todes zweier junger, engagierter Menschen so lange nachhallen lassen.
Originaltitel: In Liebe, Eure Hilde – From Hilde, with Love
Deutschland 2024, 124 min
Sprache: Deutsch
Genre: Drama
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Laila Stieler
Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Jörg Hauschild
Verleih: Pandora Filmverleih
Darsteller: Liv Lisa Fries, Johannes Hegemann, Gabriela Maria Schmeide, Emma Bading, Sina Martens
FSK: 12
Kinostart: 17.10.2024
Interview
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Vorführungen
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In Liebe, Eure Hilde
(In Liebe, Eure Hilde – From Hilde, with Love) | Deutschland 2024 | Drama | R: Andreas Dresen | FSK: 12 | Interview
Der Film erzählt chronologisch von der Verhaftung der im achten Monat schwangeren Hilde Coppi bis zu ihrer Hinrichtung im Strafgefängnis Plötzensee, unterbricht den Ablauf jedoch durch zahlreiche Rückblenden, die Hildes Erinnerungen an sommerliche Momente mit Hans und den anderen zu entsprechen scheinen.
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