Neue Notiz
Töchter
Rhapsodie in Grau
Agnes, eine Lehrerin aus der hessischen Provinz, sucht in Berlin nach ihrer fünfzehnjährigen Tochter Lydia. Ines lebt seit Jahren in dieser Stadt, oft auf der Straße. Die Wege der beiden Frauen kreuzen sich. Ines weicht nicht mehr von Agnes' Seite.
In Maria Speths IN DEN TAG HINEIN hatte Berlin die Farbe der blauen Stunde, ein wie hinterleuchtetes Blau, das den Gemütszustand seiner jungen, verpeilten Protagonisten widerspiegelte. Romantisch verträumt, aber auch melancholisch-traurig bewegten sich Sabine Timoteo und Hiroki Mano in einer nächtlichen Zwischenwelt jenseits des Alltags. In Speths jüngstem Film TÖCHTER ist Berlin Novembergrau und zugig wie der Hauptbahnhof, es riecht aus den Bildern förmlich nach kaltem nassen Hund. Nur einmal, für einen kurzen Moment kommt nicht direkt die Sonne raus, aber das Einheitslicht scheint ein wenig heller. Wieder ist die Stadt Seelenlandschaft. Diesmal von Agnes, einer um die 60jährigen hessischen Lehrerin, die nach Berlin gekommen ist, um nach ihrer verschwundenen Tochter Lydia zu suchen. Die Polizei hat Lydias Ausweis bei einer Leiche gefunden, aber die Tote ist nicht Lydia. So bewegt sich Agnes nun durch die Stadt und sucht ziellos nach ihrer Tochter, vor allem aber versucht sie, durch den Tag zu kommen, ohne zusammen zu brechen. Corinna Kirchhof spielt Agnes eindringlich als eine Frau, die jetzt, wo sie an dem Ort ist, an dem ihre Tochter sein könnte, ihren Kummer keine Sekunde vergessen kann, aber mit aller Kraft die Fassade wahrt. Die Haare sehen immer aus wie frisch frisiert, die Augen blicken nach innen und sehen ihre Umgebung kaum. Einmal lässt sie sich gehen, trinkt in einer Allerweltsbar bis die Anspannung sich löst. Auf der Heimfahrt zum Hotel fährt sie ein junges Mädchen an, das plötzlich aus den parkenden Autos vor ihren Mietwagen läuft. Ines (Kathleen Morgeneyer) lebt auf der Straße, malt ein bisschen, nimmt sich, was sie haben will und hängt sich einfach an Agnes. Die lässt es wie wehrlos geschehen und kümmert sich, ein wenig zumindest.
Deutschland 2013, 92 min
Genre: Drama
Regie: Maria Speth
Drehbuch: Reinhold Vorschneider
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Gergana Voigt, Maria Speth
Verleih: Peripher Filmverleih
Darsteller: Fabian Hinrichs, Irina Potapenko, Hiroki Mano, Hermann Beyer, Corinna Kirchhoff, Lars Mikkelsen, Kathleen Morgeneyer, Dzamilja Anastasia Sjöström
FSK: 12
Kinostart: 11.09.2014
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