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Therapie für Gangster

Suchtkranke Straftäter

In seinem beobachtenden Dokumentarfilm besucht Sobo Swobodnik neun Straftäter, die in einem geschlossenen Therapiezentrum mit Alkohol-, Drogen- oder Spielsucht ringen.

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Langsam und behäbig öffnet sich das Eingangstor des Niederrheinischen Therapiezentrums in Duisburg. Der Blick von außen offenbart zunächst nur die Aussicht auf einen weiteren verschlossenen Zugang. Doch Sobo Swobodniks Dokumentarfilm ermöglicht eine Inneneinsicht in das Leben von neun Insassen der Klinik für Forensische Psychiatrie – umgangssprachlich auch Forensik genannt –, und das System des Maßregelvollzugs, das suchtkranken Straftätern mit Hilfe von Therapieprogrammen abseits eines regulären Gefängnisses die Chance zur Suchtbekämpfung und anschließenden Resozialisation ermöglichen will. Swobodnik kommentiert und bewertet nicht. Für einen Zeitraum von vier Wochen hat er im Stil des Direct Cinema rund um die Uhr das äußerlich eintönige Alltagsleben der Verurteilten innerhalb ihrer wenigen Quadratmeter Privatsphäre beobachtet. Dazu lässt er die Protagonisten in persönlichen Gesprächen zu Wort kommen. Sein Film ist ein zurückhaltender und gleichzeitig doch sehr intimer Blick auf die Menschen hinter den Mauern, deren individueller Umgang mit ihrer Situation sehr verschieden ausfällt. Egal, ob es sich um Alkohol-, Drogen- oder Spielsucht und Strafen wegen Raub, Körperverletzung, Erpressung, Totschlag oder Drogenhandel handelt – Cihan, Necco, Slawa, Ben, Sascha, Ali, Dennis, Sebastian und Ibo stehen eigentlich vor ähnlichen Herausforderungen, doch ihre jeweiligen Träume, Wünsche und Ängste könnten kaum unterschiedlicher sein. In THERAPIE FÜR GANGSTER zeigt Swobodnik sie im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Resignation und Läuterung. Und wenn sich der Zugang zur Einrichtung zum Schluss wieder schließt, hat sich nicht nur diese heterogene Schicksalsgemeinschaft verändert, sondern auch der Außenblick der Zuschauer.

Jens Mayer

Details

Deutschland 2018, 86 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Sobo Swobodnik
Drehbuch: Sobo Swobodnik, Eckhard Geitz
Kamera: Sobo Swobodnik
Schnitt: Manuel Stettner
Musik: Till Mertens
Verleih: mindjazz pictures
FSK: 6
Kinostart: 03.05.2018

Website

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