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The Palace

Hasserfüllte Bloßstellung der Reichen

In einem Luxushotel in den Schweizer Bergen verbringt eine illustre Schar von Gästen den Silvesterabend 1999: Großkotzige Millionäre, kaputtoperierte alte Damen, aggressive Russen, die hübsche junge Dinger im Schlepptau haben.

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Im Alter von 90 Jahren noch einen Film im Wettbewerb von Venedig vorstellen zu können, ist fraglos eine Leistung. Das ist aber auch das Bemerkenswerteste, was es über Roman Polanskis THE PALACE zu sagen gibt, eine Möchtegern-Satire, die ein Tiefpunkt im Schaffen eines der besten Regisseure der Filmgeschichte darstellt.

Der Schauplatz ist ein Luxushotel in den Schweizer Bergen, wo eine illustre Schar von Gästen den Silvesterabend 1999 verbringt. Gerüchte um den Computervirus Y2K schwirren durch die Lobby, das Ende der Welt scheint nahe, war es nicht auch der Maya-Kalender, der den Untergang prophezeite? Davon will der Hotelmanager Hansueli Kopf (Oliver Masucci) nichts wissen, er sorgt sich um das Wohlergehen seiner Gäste, die zwar sehr reich, aber auch sehr unsympathisch agieren: Großkotzige Millionäre, bis zum Exzess kaputtoperierte alte Damen, aggressive Russen, die saufen, krumme Geschäfte abwickeln und hübsche junge Dinger im Schlepptau haben. Ja, Polanski lässt kein Klischee aus, um zu zeigen, wie sehr er diese Menschen verachtet, wie sehr er sie für den Zustand der Welt verantwortlich macht.

Dass sein Film vor einem knappen Vierteljahrhundert spielt und es seitdem mit der Welt eher noch weiter bergab geht, scheint der Punkt zu sein, gerade wenn er in Gestalt eines von Mickey Rourke gespielten Anlagebetrügers von den Machenschaften des Kapitals erzählt. Im Ansatz mag man Polanskis Aversion gegen die Exzesse der modernen Welt, gegen die Ausbeutungsstrukturen des Kapitalismus gerne zustimmen. Eine oft geradezu hasserfüllte Bloßstellung der Reichen und nicht wirklich Schönen macht allerdings noch keinen interessanten und schon gar nicht hellsichtigen oder pointierten Film aus. Satire neigt zwar gerne zum Brachialen, aber so tumb wie hier kommt sie nur selten daher.

Michael Meyns

Details

Italien/Schweiz/Frankreich/Polen 2023, 100 min
Genre: Komödie
Regie: Roman Polanski
Drehbuch: Roman Polanski, Jerzy Skolimowski, Ewa Piaskowska
Kamera: Pawel Edelman
Schnitt: Hervé De Luze
Musik: Alexandre Desplat
Verleih: Weltkino
Darsteller: Oliver Masucci, Fanny Ardant, John Cleese, Bronwyn James, Joaquim De Almeida, Luca Barbareschi, Fortunato Cerlino, Milan Peschel, Mickey Rourke
FSK: 12
Kinostart: 18.01.2024

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