Merrill Nisker aka Peaches rüttelte in den frühen 2000ern mit ihrem Electro-Clash-Punk und spektakulären DIY-Shows die Berliner Underground-Szene und die Geschlechterverhältnisse durch. Ein haarig-glitzernder Wirbelwind, der weibliche Sexualität vom Begehrensobjekt zur Begehrensträgerin erhob. Lieder wie „Fuck the Pain Away“ wurden zu Kultsongs und sind auch das Herzstück dieser Doku. Judy Landkammer und Philipp Fussenegger begleiteten die Wahlberlinerin während ihrer „The Teaches of Peaches Anniversary Tour“ 2022 und setzen Peaches' Anfänge dem Status Quo als queer-feministische Künstlerin und Ikone gegenüber. Während sie damals mit Köfferchen und Beatmachine reiste, braucht sie heute ein Logistik-Team für ihre Shows. Was sich nicht geändert hat, ist der Spirit. Peaches war und ist auch immer eine Community-Builderin. Sie setzt auf ihre Künstler*innen-Familie aus Performern, Musikerinnen und Technikteam, und trotz all der fantastischen Kostüme scheint ihr wichtigstes Utensil noch immer ihre „Granny-Unterhose“.

Neben Eindrücken aus den Konzerten und Proben, kommen Wegbegleiter und Freundinnen wie Chilly Gonzales, Feist, Shirley Manson oder Niskers Partner Black Cracker zu Wort. Dazwischen spannt künstlerisches und privates Archiv-Material den Bogen der Zeit. Es macht unbändig Spaß der humorvollen und energiegeladenen Peaches auf der Bühne und dahinter zu folgen, und es gibt es einiges über Peaches zu entdecken. Statt von wilden Orgien erzählt sie von Gemeinschaft, Alterszipperlein und ihren Katzen und brettert auch mal eine Frage aus dem Off als Nonsens ab. Wer Peaches als Künstlerin begreifen will, sollte sich ihren selbst inszenierten Musicalfilm PEACHES DOES HERSELF von 2010 ansehen. Wer sie als Persönlichkeit erleben will, ist bei TEACHES OF PEACHES richtig.

Clarissa Lempp