Neue Notiz
Speak No Evil
Lauteres und weniger subtiles US-Remake des dänischen Gastfreundschaftsthrillers von 2022, das aber gekonnt eigene Wege geht.
Die Ausgangssituation des 2024er SPEAK NO EVIL ist dieselbe wie in der dänischen Vorlage von 2022, nur mit geänderten Nationalitäten: Im Italienurlaub begegnen sich zwei Familien: Das amerikanische Pärchen Ben (Scoot McNairy) und Louise (Mackenie Davis, BLADE RUNNER 2049) Dalton trifft auf die Briten Paddy (James McAvoy) und Ciara (Aisling Franciosi, THE NIGHTINGALE). Beide Pärchen haben Kinder, aber während die Amerikaner*innen sich um fast schon neurotisch um ihre feinfühlige Tochter Agnes kümmern, ist das britische Paar gegenüber ihrem aufgrund eines Geburtsfehlers stummen Sohn Ant zwar herzlich, aber auf eine eher grobschlächtige Art. Die beiden Familien freunden sich an, und Einladungen, einander bei nächster Gelegenheit zu besuchen, werden ausgesprochen. Und da es in im Leben von Ben und Louise gerade an allen Ecken und Ende kriselt, lassen sich sich gerne auf ein entspannendes Wochenende auf dem Land ein.
Nach dem herzlichen Empfang im erstaunlich großen Bauernhaus kommt es aber immer wieder zu mal kleineren, mal größeren Grenzüberschreitungen, angefangen damit, dass die Vegetarierin Louise mehrfach genötigt wird, Fleisch zu essen, und die Briten, ganz entgegen dem Klischee, sehr mitteilungsfreudig über ihr Sexleben sind. Und auch Ant scheint Agnes etwas Wichtiges mitteilen zu wollen, als die Kinder allein sind, kann es aber in der kurzen Zeit nicht kommunizieren.
Irgendwann wird es aber doch zu viel, und die Gäste versuchen, sich morgens ungesehen aus dem Staub zu machen, um eine Konfrontation zu vermeiden, kommen aber um eine Rückkehr und die Konfrontation mit ihren Gastgebern nicht herum. Trotz aller Erklärungen bleibt ein übler Beigeschmack, der bald mehr als bestätigt wird.
Für Leute, die schon den dänischen Film kennen, sind die ersten zwei Drittel des amerikanischen Remakes ein Abhaken von Momenten, die als Wegpunkte der bekannten Eskalation dienen. Gerade mit diesem Vorwissen wirkt der Film wenig subtil, und da zwischen Amerika und England kulturelle Unterschiede als Erklärung für Grenzüberschreitungen nicht im gleichen Maße wie im Original zwischen Holland und Dänemark angeführt werden können, ist der erste Fluchtversuch hier noch gerechtfertigter als im Film von 2022.Wobei es aber durchaus Spaß macht, insbesondere James McAvoy als wenig impulsgehemmten und sehr muskulösen Arzt ständig zwischen Grenzüberschreitung, charmantem Schurkencharme und angedeuteten Daddy Issues hin-und-herspringen zu sehen.
Fragen von Maskulinität und Familie sind dann leider auch der Kern des Konflikts im Finale, wenn das Remake komplett von der Handlung der Vorlage abweicht und eher konventionelle Wege geht. Dies ist ein wenig verwunderlich, da das Original erstaunlich böse und unangenehm war, und soziologisch schwierige Fragen stellte, was ja in ähnlichem Maße auch für James Watkins‘ Regiedebüt EDEN LAKE gilt. SPEAK NO EVIL 2024 vermeidet diese schwierigen Fragen und orientiert sich thematisch eher an Sam Peckinpahs STRAW DOGS, das aber sehr gekonnt.
So bleibt es letztlich eine Geschmacksfrage, ob man den wirklich bösen, subtileren Euro-Thriller oder den lauteren, klarer zu intepretierenden amerikanischen Cousin bevorzugt. Böses will ich über Letzteren nicht gesagt haben.
USA 2024, 110 min
Sprache: Englisch
Genre: Thriller, Horror
Regie: James Watkins
Drehbuch: James Watkins
Schnitt: Jon Harris
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Verleih: Universal
Darsteller: James McAvoy, Mackenzie Davis, Scoot McNairy, Alix West Lefler
FSK: 16
Kinostart: 19.09.2024
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IMDB
Vorführungen
Speak No Evil
USA 2024 | Thriller, Horror | R: James Watkins | FSK: 16
Lauteres und weniger subtiles US-Remake des dänischen Gastfreundschaftsthrillers von 2022, das aber gekonnt eigene Wege geht.
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