Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Sexarbeiterin

Alltag einer Freiberuflerin

Einen Berliner Sommer lang begleiten Sobo Swobodnik, Eckhard Geitz und ihr Team die dreißigjährige Sexarbeiterin Lena Morgenroth durch ihren Alltag. Dieser besteht ebenso aus Abrechnungen, Computerarbeit, Telefonaten und Terminen wie aus Oralverkehr, Bondage, Tantra- und Analmassagen.

Mehr

Einen Berliner Sommer lang begleiten Sobo Swobodnik, Eckhard Geitz und ihr Team die dreißigjährige Sexarbeiterin Lena Morgenroth durch ihren Alltag. Dieser besteht ebenso aus Abrechnungen, Computerarbeit, Telefonaten und Terminen wie aus Oralverkehr, Bondage, Tantra- und Analmassagen. Die Erotik, Verspieltheit und Sinnlichkeit der Sitzungen, die der Film ausführlich zeigt, stehen in klarem Kontrast zu der Pragmatik und Neutralität, mit der Morgenroth ihren Kunden Preise und Leistungen erklärt, von ihren Erfahrungen spricht oder ihre Finanzen durchsieht. In einer Radiosendung reflektiert sie über ihren Job und erklärt unter anderem, dass sie wie viele Kolleginnen, die sexuelle Dienstleistungen, nicht aber Geschlechtsverkehr anbieten, lieber von Sexarbeit als von Prostitution spricht - vor dem Gesetz werden allerdings alle diese Tätigkeiten als Prostitution behandelt.
Die schwarz-weißen Momentaufnahmen aus Morgenroths Arbeitsalltag und Privatleben schaffen Distanz und verstärken die exemplarische Position des Dokumentarfilms: Sexarbeit ist eine Erwerbstätigkeit wie jede andere auch, eine Dienstleistung, die von der meist weiblichen Arbeiterin freiwillig und aus persönlicher Überzeugung erbracht wird. Durch den offenen Umgang aller im Film Anwesenden - auch von der Mutter und Großmutter erzählt Lena, dass sie sich eher um die Finanzen als die Tätigkeit an sich sorgen - wird ein Diskurs ermöglicht, der, ginge es nach Alice Schwarzer, gar nicht erst zur Sprache kommen sollte. Ist eine Frau selbstbestimmt und frei, wenn sie allein entscheidet, wie sie mit ihrem Körper umgeht, oder wenn die Gesellschaft dieser Frau vorschreibt, ihr Körper sei ihr Eigentum und unantastbar? SEXARBEITERIN entscheidet sich für Ersteres.

Lili Hering

Details

Deutschland 2016, 96 min
Sprache: Deutsch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Sobo Swobodnik
Drehbuch: Sobo Swobodnik, Eckhard Geitz
Kamera: Sobo Swobodnik
Schnitt: Manuel Stettner
Musik: Elias Gottstein
Verleih: Partisan
Darsteller: Lena Morgenroth
Kinostart: 03.03.2016

IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.