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Ryuichi Sakamoto: Coda

Porträt des Avantgarde-Musikers

Ryuichi Sakamoto, in den 70er Jahren Teil des Yellow Magic Orchestra, später japanischer Pop-Superstar, Experimentalmusiker und Filmkomponist (Oscar für THE LAST EMPEROR) erklärt mit unprätentiösem Charme die Motive seiner Musik.

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Eine Coda bezeichnet in der Musiktheorie den separaten Schlussteil eines Stückes. Hier steht sie für das Spätwerk des japanischen Musikers und Komponisten Ryuichi Sakamoto, dem sich Stephen Nomura Schible in RYUICHI SAKAMOTO: CODA annähert. Sakamoto wurde in den 1970er Jahren als Teil vom Yellow Magic Orchestra bekannt, der japanischen Antwort auf Kraftwerk. Seit Mitte der 1980er widmete er sich der Filmmusik und schuf prägnante Scores, beispielsweise für DER LETZTE KAISER oder THE REVENANT.
Schible verzichtet auf eine streng lineare Erzählung des Lebens und Werks Sakamotos und erspart dem Zuschauer die typische Geschichte vom Wunderkind und seinen ersten Schritten in der Welt der Kunst. Ruhig und überlegt erzählt der Komponist stattdessen selbst von einschneidenden Erlebnissen und wiederkehrenden Themen in seinem Schaffen. Mit Bescheidenheit und unprätentiösem Charme schafft er es, die Verbindung und Konfrontation von Natur und Kultur, Endlichkeit und Ewigkeit, Melancholie und Witz als Grundmotive seiner Musik zu vermitteln.
Darüber hinaus tritt Sakamoto immer wieder als politischer Aktivist in Erscheinung, und so begleitet Schible ihn auf Reisen in die zerstörten Gebiete um Fukushima oder mit Klimaschützern in die Arktis. Sakamotos Hauptinteresse gilt jedoch der Suche nach neuen Klängen, nach Umgebungsgeräuschen, mit denen er seine minimalistischen Kompositionen anreichert. Diesen Klangwelten wird der Film RYUICHI SAKAMOTO: CODA nicht immer gerecht. Um sich dem Denken Sakamotos wirklich anzugleichen, müsste der Film tiefer in die akustische Welt Sakamotos eintauchen, statt an der visuellen Oberfläche zu verweilen. Doch gelingt es Schible, Bilder eines beeindruckenden und einfühlsamen Künstlers zu zeichnen, in dessen gigantischem Lebenswerk der Schlussteil noch nicht erklungen ist.

Yorick Berta

Details

Japan/USA 2017, 100 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Stephen Nomura Schible
Drehbuch: Stephen Nomura Schible
Verleih: Edition Salzgeber
FSK: 6
Kinostart: 12.07.2018

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