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Persischstunden

Überlebens-Kunst-Sprache

Der jüdische Franzose Gilles gibt sich als Perser aus, um im Konzentrationslager zu überleben. Um zu überleben muss er einem SS-Mann Unterricht in Farsi geben, obwohl er die Sprache nicht beherrscht. Verfilmung der Erzählung „Die Erfindung einer Sprache“ von Wolfgang Kohlhaase

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1942. Der Franzose Gilles (Nahuel Pérez Biscayart) tauscht auf einem Gefangenentransport ein Stück Brot gegen die Erstausgabe eines persischen Märchenbuchs mit einer Widmung von „Reza“ an dessen Vater. Als die SS die jüdischen Gefangenen im Wald erschießt, lässt Gilles sich zu Boden fallen. Er wäre Perser, nicht Jude, schreit er und zeigt das Buch vor. Weil ein SS-Mann weiß, dass der Sturmbannführer Koch (Lars Eidinger) einen Perser sucht, lassen die Deutschen ihn vorerst am Leben. Gilles wird zu Reza und muss Koch in Farsi unterrichten, weil der Deutsche nach dem Krieg in Teheran ein Restaurant eröffnen will. Aber Gilles/Reza spricht kein Farsi. Er erfindet eine Sprache und benutzt eine ebenfalls selbsterfundene Mnemotechnik, um die Wörter im Gedächtnis zu behalten.
PERSISCHSTUNDEN ist eine freie Verfilmung der Erzählung „Die Erfindung einer Sprache“ des vor allem als Drehbuchautor bekannten Wolfgang Kohlhaase (ICH WAR SIEBZEHN, SOLO SUNNY, SOMMER VORM BALKON). Die Geschichte ist wohl erfunden, obwohl sowohl Kohlhaase als auch Regisseur Vadim Perelman gesagt haben sollen, sie hätten irgendwo gehört, dass das so ähnlich passiert sein soll, und einige Namen historisch sind. PERSISCHSTUNDEN ist ein typisches Beispiel für das, was im englischen Sprachraum „Tall Tale“, und hier vielleicht „Seemannsgarn“ genannt wird: Die Geschichte ist unglaublich, und der Trick besteht darin, sie so glaubwürdig wie möglich zu erzählen. In Filmen und Erzählungen über den Holocaust gibt es dieses Genre selten, und Filmen wie Roberto Begninis DAS LEBEN IST SCHÖN wurden zwar viele Ehren zuteil, aber Begnini wurden auch Frivolität und Kitsch vorgeworfen. Der Vorwurf lässt sich auch PERSISCHSTUNDEN gegenüber machen, einem solide inszenierten und gespielten Film, vom dem am Ende nicht viel übrigbleibt, außer der etwas schalen Hoffnung, das Gewitztheit gegen die Schurkerei hilft. Das hat sie allzu oft leider nicht.

Tom Dorow

Details

Russland/Deutschland 2019, 120 min
Sprache: Deutsch, Französisch
Genre: Drama, Historienfilm
Regie: Vadim Perelman
Drehbuch: Ilya Zofin
Kamera: Vladislav Opelyants
Schnitt: Vessela Martschewski
Verleih: Alamode Film
Darsteller: Nahuel Perez Biscayart, Lars Eidinger, Jonas Nay, Marcus Calvin
FSK: 12
Kinostart: 24.09.2020

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