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Orphea

Mythos revisited

Aus Orpheus wird ORPHEA: In ihrem fragmentarischen Eassay-Film unternehmen der renommierte deutsche Experimentalfilmer Alexander Kluge und sein philippinischer Kollege Khavn De La Cruz einen gender swap der antiken griechischen Sage.

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Aus Orpheus wird ORPHEA: Mit ihrem neuen Film wagen der renommierte deutsche Experimentalfilmer Alexander Kluge und sein philippinischer Kollege Khavn De La Cruz einen gender swap der antiken griechischen Sage. Statt einer konventionellen Nacherzählung bieten sie visuelle und musikalische Meditationen, die sich motivisch am Stoff orientieren, aber ganz eigene Wege gehen.

Die Musikerin Orphea (Lillith Stangenberg) kann sehr schön singen – aber auch brüllen und Zähne fletschen. Anders als bei Orpheus, der mit seinen Klängen alle Götter betört, ist ihre Musik nicht da, um zu gefallen. An der Seite der Bühne steht ihr Partner Euridiko und ist immer für sie da – bis er eben nicht mehr da ist. Wie in der Sage zieht die Hauptfigur in die Unterwelt, um die geliebte Person zu retten. Doch das reicht ihr nicht: Am liebsten würde sie alle Toten zurückholen.

Diese Geschichte erzählt ORPHEA so stark fragmentiert, dass man oft nicht weiß, wo einem der Kopf steht. Jede Minute fordert die Zuschauer*innen heraus. Die spröden Vignetten Kluges sind schwerer zu verdauen als Khavns betörend-mysteriöse Bilder, doch es gibt sie nur gemeinsam: Khavn zeigt den „Auftritt“, die Reise in den Hades, Kluge dagegen die „Proben“, die Vorbereitung der Heldin. Stangenberg liest und übt, grübelt und kämpft. Wir sehen sie auch als Schauspielerin, die sich mit einer Welt auseinandersetzt, die Frauen* meist nicht als Handelnde, sondern als Objekte der Sehnsucht begreift. Mit zum Teil drastischen Bildern zieht Kluge auch Verbindungen zu Themen wie Krieg und Flucht.

ORPHEA ist ein atemloser Ritt durch Songs, Kunstwerke und Assoziationen; ein Film, der oft abstößt und stört und doch in seinen Bann zieht.

Eva Szulkowski

Details

Deutschland 2020, 99 min
Sprache: Tagalog, Deutsch, Englisch
Genre: Drama, Musikfilm
Regie: Alexander Kluge, Khavn
Drehbuch: Alexander Kluge, Douglas Candano, Khavn
Kamera: Thomas Wilke, Albert Banzon, Gym Lumbera
Schnitt: Andreas Kern Kajetan Forster, Roland Forster, Toni Werner, Lawrence S. Ang
Musik: Sir Henry, Khavn, Tilman Wollf, Diego Mapa
Verleih: rapid eye movies
Darsteller: Lilith Stangenberg, John Lloyd Cruz, Ian Madrigal
FSK: 12
Kinostart: 22.07.2021

Website
IMDB

Vorführungen

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