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Nahschuss

Einzelner gegen den Staat

NAHSCHUSS erzählt die Geschichte um den Fall Werner Treske, der im Juni 1981 in Leipzig hingerichtet wurde. Es war das letzte von insgesamt 231 ausgesprochenen und 166 vollstreckten Todesurteilen in der DDR.

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Es ist zu schön, um wahr zu sein. Der neue Job. Die tolle Wohnung. Das alles. „Du arbeitest im Inneren, stimmt’s?“, fragt Corina (Luise Heyer) leise. Und eigentlich hätte Franz (Lars Eidinger) es ihr anders sagen wollen. Aber wie erklärt man seiner Verlobten, dass man gerade einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat? So jedenfalls kommt es dem jungen Ingenieur schon kurz nach Antritt seiner neuen Dienststelle vor: Hauptverwaltung Aufklärung, Abteilung Fußball. Franz soll als systemtreuer Bürger für die Stasi arbeiten. Als Belohnung wird ihm eine Professur in Aussicht gestellt. Aber zunächst gilt es, einen in den Westen geflüchteten Top-Spieler in die ostdeutsche Heimat zurückzuholen. Zusammen mit seinem Vorgesetzten, Führungsoffizier Dirk Hartmann (Devid Striesow), fährt er zum Auslandseinsatz in die BRD. Doch bald erkennt Franz erste Risse im System.
NAHSCHUSS erzählt die Geschichte um den Fall Werner Treske, der im Juni 1981 in Leipzig hingerichtet wurde. Es war das letzte von insgesamt 231 ausgesprochenen und 166 vollstreckten Todesurteilen in der DDR. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Franziska Stünke verfilmt das Schicksal des ehemaligen Stasi Hauptmanns als den Kampf eines Einzelnen gegen den Staat: verzweifelt, zermürbend, hoffnungslos. Eidinger spielt einmal mehr groß auf, ohne sich über seine Figur zu erheben. Aber auch Striesow hat das schiefe Grinsen eines Stasi-Oberleutnants, die akkurate Mimik und Gestik, den versteckt verlogenen Blick. Visuell hält es Stünke mit braun-grau-gelblich getönten Bildern, unterlegt mit Musik von City, Karat und Ton Steine Scherben, um Zeit und Ort des Geschehens einzuordnen. In seiner Wirkung bleibt der Film trotzdem seltsam außen vor, berührt leise, aber bewahrt Abstand bis zum Schluss - als sei da eine Mauer, auch heute noch.

Pamela Jahn

Details

Deutschland 2021, 116 min
Genre: Drama
Regie: Franziska Stünkel
Drehbuch: Franziska Stünkel
Kamera: Nikolai von Graevenitz
Schnitt: Andrea Mertens
Verleih: Alamode Film
Darsteller: Lars Eidinger, Devid Striesow, Luise Heyer, Moritz Jahn
FSK: 12
Kinostart: 12.08.2021

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