Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Mein fabelhaftes Verbrechen

Boulevard mit Twist

MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN spielt in den 1930er Jahren. Die erfolglose Schauspielerin Madeleine wird des Mordes verdächtigt, nachdem ein Filmproduzent tot aufgefunden wurde. Sie ist unschuldig, legt aber aus Karrieregründen ein Geständnis ab ...

Mehr

François Ozon dreht kühle, intellektuell verpuzzelte Filme, meist Thriller oder auch Liebesgeschichten, die wie Kriminalfälle aufgebaut sind und entschlüsselt werden müssen. Alle paar Jahre dann gönnt er sich eine krachige Boulevardkomödie mit einem feministischen Twist. Im Krimi mit Musikeinlagen 8 FRAUEN (2002) ist der einzige Mann am Set ein Toter. Mordverdächtig sind acht Diven des französischen Kinos, darunter Catherine Deneuve, Fanny Ardant und Isabelle Huppert. In DAS SCHMUCKSTÜCK (2010) spielt Catherine Deneuve die Ehefrau eines patriarchal veranlagten Schirmfabrikanten, die während seiner Rekonvaleszenz nach einem Herzinfarkt die Firma übernimmt und mit dem kommunistischen Bürgermeister (Gérard Depardieu) fraternisiert.

Ozons jüngste Komödie MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN spielt – auch was die Filmästhetik und einige visuelle Gags angeht - in den 1930er Jahren. Die erfolglose Schauspielerin Madeleine (Nadia Tereszkiewicz) wird des Mordes verdächtigt, nachdem ein Filmproduzent tot aufgefunden wurde. Sie ist unschuldig, doch in einem flammenden Plädoyer plädiert ihre Freundin und Mitbewohnerin, die erfolglose Anwältin Pauline (Rebecca Marder) auf Notwehr. Madeleine wird nicht nur freigesprochen, sondern zur Berühmtheit. Die Presse liebt sie, Blumenmeere und Rollenangebote trudeln ein, der Geliebte steht bei Fuß. Dann meldet sich eine Trittbrettfahrerin: Die extrovertierte Knallcharge Odette Chaumette (Isabelle Huppert), ehemaliger Star und Exgeliebte des Produzenten will die Mörderin gewesen sein ...

Sieht man sich nur den Plot an, der auf einem Theaterstück von Georges Berr und Louis Verneuil aus dem Jahr 1934 beruht, könnte MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN auch als zweifelhafte Satire auf #MeToo angelegt sein - immerhin machen hier hübsche junge Frauen bewusst zum eigenen Vorteil Falschaussagen und nutzen einen Gerichtsprozess, um materielle Vorteile zu erschwindeln. Wie immer steht Ozon allerdings stabil auf Seiten der Frauen. Die behaupten sich mit Intelligenz, Humor und Schlagfertigkeit in einer feindlich eingestellten Umwelt, während die Männer wie eine Collage aus allen vertrottelten und misogynen Kommissaren der Filmgeschichte am Rand stehen und nicht wissen, wie ihnen geschieht.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Mon crime
Frankreich 2023, 102 min
Genre: Komödie, Krimi, Drama
Regie: François Ozon
Drehbuch: François Ozon, Philippe Piazzo
Kamera: Manuel Dacosse
Schnitt: Laure Gardette
Verleih: Weltkino
Darsteller: Nadia Tereszkiewicz, Rebecca Marder, Isabelle Huppert, Fabrice Luchini, Dany Boon, André Dussollier
Kinostart: 06.07.2023

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.