
Neue Notiz
Herr Bachmann und seine Klasse
In den Kosmos eintauchen
Der Lehrer Dieter Bachmann steht kurz vor der Pensionierung. Er sortiert seine Schulkinder nicht nach ihren Notenerfolgen, sondern bringt allen Wertschätzung, Freundlichkeit, Verständnis und aufrichtige Liebe entgegen. Maria Speths Film fängt die einzelnen Persönlichkeiten in der Klasse mit der gleichen Zuwendung ein.
Der kommentarlose, beobachtende Dokumentarfilm von Maria Speth HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE ist dreieinhalb Stunden lang. Der Film wird, obwohl er bei der Berlinale den „Silbernen Bären – Preis der Jury“ gewann und nicht nur unbedingt sehenswert ist, sondern die eindringlichste politische Kritik am deutschen Bildungssystem seit Klaus Manns „Der Untertan“, vermutlich nur kurz im Kino zu sehen sein. Immerhin belegt HERR BACHMANN gleich zwei Programmschienen. Das ist für Kinos eigentlich nur mit gutem Willen und einkalkuliertem Verlust zu machen.
Der Film selbst braucht aber diese Zeit, und es ist wichtig, in den Kosmos einzutauchen, den Maria Speth hier mit großer Präzision und Liebe präsentiert. Herr Bachmann unterrichtet eine sechste Klasse an einer Gesamtschule in Stadtallendorf in der Nähe von Marburg in Nordhessen. Die Kleinstadt besteht aus einem alten Stadtkern mit Fachwerkhäusern, Wohnsiedlungen und zwei großen Fabriken: einer Eisengießerei und einer Süßwarenfabrik. 70% der Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund. Dieter Bachmann ist hier Lehrer einer sechsten Klasse. Spätestens nach dieser Klassenstufe werden die Schüler*innen im deutschen Schulsystem sortiert, um homogene Lerngruppen zu schaffen und die Durchlässigkeit des sozialen Systems zu verringern.
Dieter Bachmann steht kurz vor der Pensionierung. Er sortiert seine Schulkinder nicht nach ihren Notenerfolgen, sondern bringt allen Wertschätzung, Freundlichkeit, Verständnis und aufrichtige Liebe entgegen und versucht, ihre Fähigkeiten zu unterstützen und ihnen zu helfen, Konflikte zu lösen. Maria Speths Film fängt die einzelnen Persönlichkeiten in der Klasse mit der gleichen Zuwendung ein. Auch wenn die Regisseurin den Film persönlich und nicht politisch gelesen haben will: Jeder Dialog in diesem Film ist Widerstand gegen diese schwarze antipädagogische Struktur des ständischen Schulsystems.
Deutschland 2021, 217 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Maria Speth
Drehbuch: Maria Speth, Reinhold Vorschneider
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Maria Speth
Verleih: Grandfilm
FSK: oA
Kinostart: 16.09.2021
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