Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Hatching

Skandinavischer Pubertäts-Horror

Die 12-jährige Gymnastin Tinja steht unter der Fuchtel ihrer Mutter, einst Profi-Eiskunstläuferin und jetzt engagierte Familien-Bloggerin. HATCHING ist ein feministischer Horrorfilm über Körperbilder, Anorexie und die Ohnmacht gegenüber narzisstischen Eltern.

Mehr

Tinja hat die perfekte finnische Mittelklasse-Familie. Die 12-jährige Gymnastin steht unter der Fuchtel ihrer Mutter, einst Profi-Eiskunstläuferin und jetzt engagierte Familien-Bloggerin. Dazu ein rücksichtsvoller, fast unsichtbarer Vater, der mit Kopfhörern Gitarre spielt und der kleine Bruder Matias, eher der vorlaute Typ. Wie so oft lauert unter der schönen Fassade aber der Abgrund, und zwischen den floral-gemusterten Wänden nimmt das Grauen bald seinen Lauf. Es kommt in Form eines Vogels, der beim Familien-Selfie-Schießen durch das Fenster kracht und auf seinem Panikflug das Wohnzimmer verwüstet. Tinja nimmt sich dem Ei des Unheilraben an, der, man ahnt es, kein gutes Ende gefunden hat. Aus dem Ei entschlüpft das Wesen Alli, das auf seltsame Weise mit Tinja verbunden ist. In diesem Body-Horrorfilm verarbeitet Regisseurin Hanna Bergholm den Schrecken der (weiblichen) Pubertät. Das macht sie auch mit Humor. Tinjas seltsames Verhalten erklärt sich dem Vater schnell, als er Blut in ihrem Bett erspäht. Das stammt allerdings nicht von Tinjas erster Menstruation, sondern von Allis Beute, dem Nachbarshund. Vor allem im Verhältnis zur Mutter verhandelt HATCHING aber den Druck „erfolgreicher Weiblichkeit“. Sie ist strenger beim Sport als Tinjas Trainerin. Sie überprüft ihr Essen, ihre Fitness, ihr Gewicht. Sie trennt sich vom Vater und verpflanzt Tinja in ein fremdes Haus, das sie mit dem neuen Partner renoviert. Wieder mit Blumentapete und noch mehr Horrorpotential. Tinja hat keine Kontrolle.

HATCHING ist ein feiner, feministisch gedachter Horrorfilm über Körperbilder, Anorexie und die Ohnmacht gegenüber narzisstischen Eltern, der mit einem guten Cast und schöner Szenerie - weiße Sommerkleider und verwunschene Gärten – den modernen skandinavischen Horror im Stil von Joachim Triers THELMA weiterführt.

Clarissa Lempp

Details

Originaltitel: Pahanhautoja
Finnland/Schweden 2022, 86 min
Sprache: Finnisch
Genre: Horror, Drama, Fantasy
Regie: Hanna Bergholm
Drehbuch: Ilja Rautsi
Kamera: Jarkko T. Laine
Musik: Stein Berge Svendsen
Verleih: Capelight Pictures
Darsteller: Siiri Solalinna, Sophia Heikkilä, Jani Volanen, Saija Lentonen
Kinostart: 28.07.2022

Website
IMDB

Vorführungen

Filter
Multiplexe anzeigen

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.