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Das Glücksrad

Ein vorsichtiger Film

Drei Episoden, die jeweils um eine Frauenfigur kreisen: Es geht um eine unerwartete amouröse Dreieckskonstellation, eine versuchte Verführung, die gleichzeitig eine Falle ist, und eine Begegnung, die durch ein Missverständnis zustande kommt.

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DAS GLÜCKSRAD von Ryūsuke Hamaguchi (DRIVE MY CAR) ist ein zarter, vorsichtiger Film. Man muss ausgeschlafen genug sein für die Nuancen der Erzählung, dann wird man mit einer Reihe von Begegnungen belohnt, die ein bisschen glücklich machen. Hamaguchi erzählt drei Geschichten, die nur durch Schwingungen miteinander verbunden sind, und immer geht es um Gefühle, die vergessen oder verdeckt waren und die in einem unerwarteten Gespräch oder in der Begegnung mit einem fremden Menschen wachgerüttelt werden. In der ersten Episode „Magie (oder noch weniger Verlässliches)“ erfährt Meiko beispielsweise, dass ihre beste Freundin Tsugumi sich verliebt hat, und errät, dass es um dabei um ihren Ex geht, wovon Tsugumi nichts ahnt. Nach dem Gespräch sucht Meiko ihn auf. Die zurückhaltende Kamera fängt jedes Detail dieser mittelgroßen emotionalen Bewegung ein, die Intimität des Freundinnengesprächs im Taxi, den Moment, in dem Meiko auf einmal in sich gekehrter wirkt und man nur noch sie sieht, während draußen die Nachtlichter der Stadt vorbeiziehen, die Konfrontation mit dem Ex, in der Reste von Verletzung und Verlangen mitschwingen, aber auch einfach der Wunsch nach Konfrontation, Klärung, Offenheit. In der zweiten Geschichte „Bei offener Tür“ unternimmt die Studentin Nao den Versuch, ihrem Freund zuliebe einen Dozenten, Professor Segawa, in eine Falle zu locken und zu verführen. Die Verführung verläuft nicht ganz nach Plan – auch weil der Professor auf einer offenen Bürotür besteht – ist aber für beide eine Bereicherung. Die Gespräche, die Hamaguchis Protagonist*innen führen, sind zumeist höflich und dennoch von einer grundlegenden Ehrlichkeit, die es allen überhaupt erst möglich macht, sich besser in der Welt zu verorten. Das ist erstaunlich berührend.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Guzen to sozo
Japan 2021, 121 min
Genre: Drama, Romance
Regie: Ryûsuke Hamaguchi
Drehbuch: Ryûsuke Hamaguchi
Kamera: Yukiko Iioka
Verleih: Film Kino Text
Darsteller: Kotone Furukawa, Hyunri, Shouma Kai, Aoba Kawai, Katsuki Mori, Ayumu Nakajima
FSK: 12
Kinostart: 01.09.2022

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