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Ein als Wasserbauingenieur getarnter MI6-Agent und eine Tiefseeforscherin verlieben sich am normannischen Strand. Dann wird er von Islamisten gefangengenommen und sie taucht im Nordmeer ab.

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Die Geschichte von Wim Wenders neuem Film GRENZENLOS (OT: SUBMERGENCE) wirkt wie die eines wuchtigen Melodrams: James (James McAvoy), ein als Wasserbauingenieur getarnter MI6-Spion, und Danielle (Alicia Vikander), eine Meeresforscherin, begegnen sich im Urlaub an einem normannischen Strand und verlieben sich. Beide wollen die Welt retten, sie, indem sie das Leben in den tiefsten Tiefen des Polarmeeres erforscht und dadurch den Menschen etwas über das Wesen des Lebens erklärt, er, indem er den Al-Qaida-Ableger in Somalia ausspionieren will. James verrät Danielle seine Identität nicht, obwohl sie etwas in der Richtung vielleicht ahnt. Er gerät in Gefangenschaft und wird gefoltert, während sie nicht versteht, warum er sich nicht meldet. Sie selbst wird später in einem U-Boot unter dem Polarmeer festsitzen.
Was klingt, als würden die Metaphern wunderbar Amok laufen und selbst die Idee toppen, Riesenschiffe auf Eisberge laufen zu lassen, um von einer jungen Liebe zu erzählen, ist tatsächlich eine völlig ernst gemeinte Verfilmung eines im angloamerikanischen Feuilleton völlig ernstgenommenen Romans des britischen Autors J.M. Ledgar, ein Buch, das laut der New York Times „von unergründeten Tiefen besessen ist, ob im Selbst, in weltweiten Konflikten oder im Ozean.“ Bei Wenders sieht das so aus, dass er seine Hauptfiguren viel grübeln lässt. Danielle läuft vor Reagenzgläsern hin und her und fummelt immer wieder am Handy herum: Existenzkrise! James diskutiert mit Islamisten verschiedenen Kalibers, wobei wir herausfinden, dass Islamismus nicht so toll ist. Weil GRENZENLOS ein Wenders-Film ist, gibt es natürlich auch Filmzitate, vor allem von Jean Vigos Filmklassiker L‘ATALANTE, wohl weil Wenders Kino besser findet als Terrorismus. Da hat er zwar Recht, allerdings ist gutes Kino auch besser als GRENZENLOS, und ein Zitat aus Vigos poetischem Film mit Bildern eines Drohnenangriffs zu verbinden ist im besten Fall geschmacklos.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Submergence
USA 2018, 112 min
Genre: Drama, Thriller
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Erin Dignam, J.M. Ledgard
Kamera: Benoît Debie
Schnitt: Toni Froschhammer
Musik: Fernando Velázquez
Verleih: Warner Bros. Entertainment GmbH
Darsteller: James McAvoy, Alicia Vikander, Celyn Jones, Jess Liaudin, Alexander Siddig
FSK: 12
Kinostart: 02.08.2018

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