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Goodbye Julia

Schuld und Versöhnung

Sudan 2005: Getrieben von Schuldgefühlen sucht die privilegierte, muslimische Araberin Mona die Nähe der südsudanesischen, Schwarzen Christin Julia.

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Während der Unruhen von 2005 im Sudan überfährt die privilegierte muslimische Araberin Mona einen kleinen südsudanesischen Jungen aus einer christlichen, Schwarzen Familie und begeht Fahrerflucht. Der Vater des Jungen folgt ihr auf dem Motorrad. Im Auto ruft sie ihren Ehemann Akram an und sagt ihm, ein Südsudanese verfolge sie. Akram erschießt den Mann. Als Araber im Sudan gehört er der ethnisch-religiösen Mehrheitsgesellschaft an, die sich seit den neunziger Jahren immer mehr zu einem saudisch geprägten Islam unter dem Einfluss der Muslimbruderschaft hin entwickelt hat. Die Südsudanesen hasst und verachtet er. Er nennt sie „Sklaven“ und „Wilde“. Mona dagegen will ihre Tat wieder gutmachen. Ohne sich zu bekennen, sucht sie die Nähe der Witwe Julia, nimmt sie und ihren Sohn Daniel in ihr Haus auf, behält aber ihr Geheimnis für sich.
Mona und Julia leben in Mohamed Kordofanis Film den Traum liberaler sudanesischer Araber von einer nationalen Versöhnung aus. Mona markiert zwar anfangs das Geschirr, das Julia und ihr Sohn benutzen sollen, um nur nicht aus Versehen etwas zu berühren, das zuvor an den Lippen der anderen war. Aber ihr schlechtes Gewissen weicht den arabisch-muslimischen Rassismus allmählich auf. Die Schurken sind hier eindeutig die Männer und die von ihnen geprägte Gesellschaft. Neben Akram taucht später ein arrogant-gewalttätiger südsudanesischer Offizier auf. Nach dem Referendum von 2011, das die Unabhängigkeit des Südsudan vom arabischen Teil des Landes besiegelte, wurden die Südsudanesen deportiert, hier wirkt das allerdings wie eine reizvolle Schiffsreise in die lang ersehnte Freiheit. Unproblematisch ist GOODBYE JULIA durchaus nicht, dass ein Film aber überhaupt anerkennt, dass es innerhalb islamischer Länder rassistische Unterdrückung gibt, ist ein Fortschritt.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Wadaean Julia
Sudan/ Ägypten/ Deutschland/ Frankreich/ Schweden/ Vereinigte Arabische Emirate 2023, 120 min
Sprache: Arabisch
Genre: Drama
Regie: Mohamed Kordofani
Drehbuch: Mohamed Kordofani
Kamera: Pierre de Villiers
Schnitt: Heba Othman
Musik: Mazin Hamid
Verleih: trigon-film
Darsteller: Eiman Yousif, Siran Riak, Nazar Gomaa, Ger Duany, Stephanos James Peter
Kinostart: 15.08.2024

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