Ein abgelegener Landstrich in Virginia: Kurz bevor Mutter Laura (Andrea Riseborough) ihre Chemotherapie beginnen muss, zieht die 20-jährige Charlie (Morgan Saylor) bei ihr ein, um sich um sie und ihre Hühnerfarm zu kümmern. Die Stimmung ist angespannt. Während Laura ökologische Landwirtschaft betreibt und ihre Hühner allesamt vor dem Schlachter gerettet hat, weil sie wegen ihres Alters und der schwindenden „Eierproduktion“ aussortiert werden sollten, studiert Charlie internationales Finanzwesen. Sie kann nicht verstehen, warum ihre Mutter auf dieser unrentablen Farm glücklich ist. Ganz zu schweigen von den ganzen Hühnern, die auch im Haus herumlaufen.
Als Regieduo Hannah Ladoul und Marco La Vie auch noch Solange (Catherine Deneuve) auftauchen lässt, die bisher nie erwähnte französische Großmutter von Charlie, ist der Konflikt perfekt: Es geht um das Ringen mit der Endlichkeit des Lebens, das Aushandeln von Mutterrollen und Lebensentwürfen. Solange hat Laura als Kind bei ihrem Vater zurückgelassen, um sich einer feministischen Frauengruppe in Südamerika anzuschließen. Hier auf der Farm sagt sie mit Pragmatismus, Charme und wohldosierten Joints als Hausmittelchen der trüben Stimmung den Kampf an und erobert zumindest das Herz des heimischen Sheriffs und von Charlie im Sturm. Die aufkommende Vogelgrippe stellt das Großmutter-Enkelin-Gespann vor Herausforderungen, denn Laura soll auf keinen Fall erfahren, dass ihr geliebtes Federvieh in Gefahr ist.
FUNNY BIRDS kann mit einem starken Cast aufwarten, der die vorhersehbare Story und eher mittelmäßigen Dialoge des Drehbuchs in einige sehr berührende Momente der Annäherung zwischen den Frauen verwandelt. Aber die eigentlichen Stars im Film sind die Hühner - da will man auch gleich das eine oder andere mit auf der Couch sitzen haben.

Susanne Kim