Neue Notiz
Das Mädchen und die Spinne
Genau komponierter Rhythmus
Mara und Lisa lösen ihre WG auf, in der sie mit einem Mitbewohner leben. Wie es sich miteinander lebt, in Räumen und in Beziehungen, verhandeln Ramon und Silvan Zürcher dabei in präzisesten Bildern und genau komponiertem Rhythmus.
Ständig, wirklich ständig läuft irgendjemand ins Bild, die Nachbarin, die nur mal gucken wollte, wer denn da jetzt einzieht, ein fremdes Kind, das sich aus dem Treppenhaus verirrt hat, und sei es nur eine Spinne, die sich ohne eigenes Zutun in der Wohnung wiedergefunden hat.
In Das Mädchen und die Spinne lösen Mara (Henriette Confurius) und Lisa (Liliane Amuat) ihre WG auf, in der sie mit einem Mitbewohner (Ivan Georgiev) leben. Lisa ist in eine neue, eigene Wohnung gezogen und die Kamera von Alex Haßkerl mit eingezogen. Zwischen Kisten, Türen und Fenstern begrüßen Mara und Lisa Freundinnen, Handwerker, die Mutter, die Nachbarin, stehen in Türrahmen und in der Küche, betrachten die Waschmaschine und den Esstisch, verhandeln Lebensabschnitte, Erotik und Vergangenes in wenigen Sätzen und anhand ihrer Gegenüber. Die Bilder sind statisch. Die Figuren und Verhältnisse sind es nicht: Lisas Mutter (Ursina Lardi) wird von ihrer Tochter zusammengestaucht und lässt sich auf einen Flirt in der Wohnung ein, Maras Verhalten wirkt gegenüber allen verletzend, im Haus treffen außerdem fremde Katzen auf alte Frauen und in der Wohnung darunter ein schüchterner Mann auf eine moderne Vampirin. Wie es sich miteinander lebt, in Räumen und in Beziehungen, das verhandeln Ramon und Silvan Zürcher in präzisesten Bildern und genau komponiertem Rhythmus.
Mit DAS MERKWÜRDIGE KÄTZCHEN feierten die Brüder Zürcher einen Festivalerfolg. Der Film über eine erweiterte Familienkonstellation, die sich in einer Wohnung aufhält und sich ähnlich von Raum zu Raum und Gespräch zu Gespräch bewegt, lief 2013 im Forum der Berlinale. Acht Jahre später wirkt dieser Film, als hätten sie ihr eigenes Werkzeug nochmal geschärft. Die Dialoge sind zugespitzter, die Blicke noch aufgeladener, zwischen dem ganz Alltäglichen und scheinbar Nebensächlichen hängt immer auch eine Spur Bedrohung oder sexuelle Anziehung in der Luft. Noch gibt es aus den Wohnungen kein Entkommen: Ihr nächster Film soll der letzte Teil der Trilogie werden.
Schweiz 2021, 98 min
Genre: Drama
Regie: Ramon Zürcher, Silvan Zürcher
Drehbuch: Ramon Zürcher, Silvan Zürcher
Kamera: Alexander Hasskerl
Schnitt: Ramon Zürcher, Katharina Bhend
Musik: Philipp Moll
Verleih: Edition Salzgeber
Darsteller: Henriette Confurius, Esmée Liliane Amuat, Ursina Lardi, Flurin Giger, André M. Hennicke
FSK: 16
Kinostart: 08.07.2021
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