Neue Notiz
Darkroom – Tödliche Tropfen
Böse Schwule
In wenigen Monaten ermordete Dirk P. in Berlin im Jahr 2012 drei Männer mit K.O.-Tropfen. Der Fall diente Rosa von Praunheim als Inspiration für die Geschichte eines schwulen Serienmörders.
In seinem Regiestatement bemerkt Rosa von Praunheim: „Ich glaube, dass man heute auch böse Schwule zeigen kann, nachdem die Schwulenbewegung viel Positives verändert hat.“ Lars, den von Praunheim dem schwulen Serienmörder Dirk P. nachempfunden hat, der im Jahr 2012 in Berlin in wenigen Monaten drei Männer mit K.O.-Tropfen ermordete und es bei zwei weiteren versuchte, wirkt auf den ersten Blick völlig harmlos. Der Anfang-Dreißigjährige mit Geheimratsecken ist gerade erst mit seinem Freund Roland aus Saarbrücken nach Berlin gezogen und scheint eher häuslich. Während Roland sich mit anderen Männern trifft, verwandelt Lars lieber die neue gemeinsame Wohnung in einen (Alp)traum aus Blumenmotiven. Die ziehen sich auch durch die Montage, die zwischen vielen verschiedenen Zeitebenen – Kennenlernen in Saarbrücken, Umzug nach Berlin, die Morde in der Szene, Erinnerung an die Kindheit bei der Oma und schließlich, in der Gegenwart, Gerichtsverhandlung und Zwangsverwahrung - hin und her springt. Rolands Band (Triangel, Ukulele, singende Säge) trägt Blumen im Haar, das neue Sofa ist ein florales Gedicht und dann ist da noch dieses Unheil verkündende Bild der tiefdunklen Rosen vor Omas Neubauwohnung in Saarbrücken. Wie fast immer bei von Praunheim sieht der Film auf den ersten Blick schlichter aus als er ist, was vor allem an der lakonischen Ausstattung und dem Anti-Method-Acting der Darsteller*innen liegt. Auf den zweiten Blick ist DARKROOM eine souverän verschachtelte Geschichte über schwules Leben mit vereinzelten, gut platzierten poetischen Momenten. Es soll nicht Rosa von Praunheims letzter Film über böse Schwule bleiben: „Mein übernächster Film wird über die homoerotische Freundschaft von Hitler zu seinem Jugendfreund in Linz und Wien sein - hoffentlich ein Skandal, der zu meinem 80. Geburtstag 2022 ins Kino kommen soll.“
Deutschland 2019, 89 min
Sprache: Deutsch
Genre: Drama
Regie: Rosa von Praunheim
Drehbuch: Ute Eisenhardt, Nico Woche, Rosa von Praunheim
Kamera: Lorenz Haarmann
Schnitt: Mike Shephard, Rosa von Praunheim
Musik: Andreas M. Wolter, Heiner Bomhard
Verleih: missingFILMs
Darsteller: Bozidar Kocevski, Heiner Bomhard, Katy Karrenbauer
FSK: 16
Kinostart: 30.01.2020
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IMDB
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