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Bad Director

Brücken abreißen

Oskar Roehler stellt einen Regisseur in den Mittelpunkt, der Gregor Samsa heißt und Roehler äußerlich, aber auch in Gestik, Mimik und Attitüde mehr als ähnelt. Gespielt wird er von Oliver Masucci als veritables Arschloch.

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Seit Oskar Roehler vor vielen Jahren für DIE UNBERÜHRBARE mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde und unter anderem mit der Houllebecq-Verflimung ELEMENTARTEILCHEN hunderttausende Zuschauer in die Kinos zog, hat sich viel verändert. Und das gefällt Roehler augenscheinlich gar nicht, all die gesellschaftlichen Veränderungen, durch die jemand wie er als alter, weißer Mann wahrgenommen wird, der nicht mit der Zeit geht. Dazu eine deutsche Filmbranche, die stillzustehen scheint, die sich von Subventionen abhängig gemacht hat und in einem oft absurd anmutenden Fördersystem vor sich hinsiecht.
Im Roman „Selbstverfickung“ hat er sich den Frust vor einigen Jahren von der Seele geschrieben und diesen nun unter dem Titel BAD DIRECTOR verfilmt. Im Mittelpunkt steht ein Regisseur, der Gregor Samsa heißt und Roehler äußerlich, aber auch in Gestik, Mimik und Attitüde mehr als ähnelt. Gespielt wird er von Oliver Masucci als veritables Arschloch, als Typ, der sich durch die Gegend vögelt (zumindest wenn er einen hoch bekommt), der von der Unfähigkeit seiner Kollegen angekotzt ist und sich täglich fragt, warum er überhaupt Regisseur geworden ist.
Als böse, pointierte Satire funktioniert das in den besten Momenten, vor allem solchen, in denen Samsa auf eitle, sich selbst überschätzende, zur Hysterie neigende Schauspieler trifft. In anderen Momenten wirkt das Geschehen dagegen grobschlächtig, krankt an einem offensichtlich viel zu niedrigen Budget und einer generellen Unlust von Roehler. Fast könnte man meinen, dass dieser sich mit BAD DIRECTOR aus der Branche verabschiedet, denn derber als hier kann man Brücken kaum abreißen. Wenn dem so sein sollte, könnte man wieder Respekt vor Roehler und der Schonungslosigkeit haben, mit der er hier die Eitelkeiten der Branche seziert.

Michael Meyns

Details

Deutschland 2024, 131 min
Sprache: Deutsch
Genre: Komödie
Regie: Oskar Roehler
Drehbuch: Oskar Roehler
Kamera: Philipp Sichler
Musik: Martin Todsharow
Verleih: Weltkino
Darsteller: Oliver Masucci, Bella Dayne, Götz Otto, Anne Ratte-Polle, Samuel Finzi
Kinostart: 09.05.2024

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