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Sieben Tage

Revolution und Familie

Für sieben Tage kommt die Menschenrechtsaktivistin Maryam frei aus der brutalen Haft im Evin-Gefängnis in Teheran. Ihr Bruder hat die Flucht ins Exil organisiert. Maryam bricht auf – aber mit einem anderen Ziel.

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Für sieben Tage kommt die Menschenrechtsaktivistin und Feministin Maryam (großartig: Vishka Asayesh) frei aus der brutalen Haft im Evin-Gefängnis in Teheran. Diese Zeit gewährt das Regime ihr für eine medizinische Behandlung. Ihr Bruder holt sie ab und stellt sie vor eine schwierige Entscheidung: Er hat ihre Flucht organisiert. Eine Schmugglerbande soll sie übers Gebirge in die Türkei bringen, wo ihre inzwischen in Deutschland lebende Familie auf sie wartet. Maryam muss sich in kürzester Zeit entscheiden, ihren jahrelangen politischen Kampf hinter sich zu lassen und sich auf den gefährlichen Weg zu machen. Sie bricht auf – aber mit anderem Ziel, als ihr Umfeld annimmt.

Mohammad Rasoulof, einer der radikalsten und profiliertesten regimekritischen Filmemacher des Irans, bearbeitet mit diesem Drehbuch einen Konflikt, der jahrelang sein eigenes Leben bestimmt hat. Nach Berufsverboten, Haft in Evin und heimlicher Filmarbeit ist er 2024 geflohen, nachdem er erneut zu einer langen Haftstrafe und Auspeitschungen verurteilt worden war. Die zwei Seelen, die in Maryams Brust kämpfen, und die Fragen, mit denen sie ringt, kennt er sicher genau. Was wiegt schwerer – der unermüdliche Einsatz für die eigenen Werte und Ideale oder der hohe persönliche Preis? Bedeutet Fliehen Scheitern, Aufgeben? Ist der Kampf für die universellen Menschenrechte es wert, das Leid der eigenen Kinder in Kauf zu nehmen? Diesen Konflikt am Beispiel einer weiblichen Hauptfigur zu verhandeln, verschärft die Dramatik, schließlich spielt dadurch noch der Vorwurf eine Rolle, eine schlechte Mutter zu sein. Gleichzeitig ist es eine Anerkennung der vielen Anführerinnen der iranischen „Frau, Leben, Freiheit“ – Bewegung von 2022. Ali Samadi Ahadi inszeniert den Film mit großem Gespür für die Dynamik einer Familie im Ausnahmezustand und macht beide Seiten der Argumentation nachvollziehbar.

Susanne Stern

Details

Originaltitel: Seven Days (7 Tage)
Deutschland 2024, 110 min
Genre: Drama
Regie: Ali Samadi Ahadi
Drehbuch: Mohammad Rasoulof
Kamera: Mathias Neumann
Schnitt: Andrea Mertens
Musik: Ali N. Askin
Verleih: Little Dream
Darsteller: Vishka Asayesh, Majid Bakhtiari, Tanaz Molaei, Sam Vafa
FSK: 12
Kinostart: 15.05.2025

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