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Zwischen uns die Mauer

Teenie (West) meets Teenie (Ost)

Ost-West-Teenager-Liebesgeschichte vor dem Mauerfall.

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Zum 30. Jahrestag der Maueröffnung erscheinen mindestens drei Filme, die von unterschiedlichen Erfahrungen mit der deutschen Teilung und ihrem Ende erzählen. Der Trickfilm für Kinder FRITZI - EINE WENDEWUNDERGESCHICHTE, das Familiendrama IM NIEMANDSLAND, das sich um Enteignungen dreht und im November ins Kino kommt, und die deutsch-deutsche Teenager-Liebesgeschichte ZWISCHEN UNS DIE MAUER. Nun bin ich zwar aus dem Westen, aber alt genug, um die Mauer noch gekannt zu haben und in eine deutsch-deutsche Teenager-Liebesgeschichte verwickelt zu werden, wenn auch nur als West-Ost-Bote. Aber natürlich war ich auch selbst ein bisschen in die Gabi aus dem Prenzlauer Berg verknallt, wenngleich alles im Osten so schräg war, die Mode, die Broilerrestaurants, die Jugendclubs mit den weißen Tischdeckchen und der zehn Jahre alten Musik. Die Verfilmung des autobiografischen Romans von Katja Hildebrand ZWISCHEN UNS DIE MAUER tut wenig, um Vertrauen zur historischen Genauigkeit zu schaffen. Klar, die Schaufenster von Ostläden sahen anders aus als im Westen, aber was eine Jugendgruppe (West) hier in Berlin (Hauptstadt der DDR) bestaunt, ist dann doch etwas zu bizarr: Dosenfisch, Pils, das „Pils“ heißt, und dann, auf einem Podest deutlich erhöht, das sensationellste Angebot: eine Karotte und eine Sellerieknolle. Schlimmer noch ist die Erfindung einer jugendlichen Mauertoten von 1986, die obendrein so edel und gut ist, dass der Geschichtsschwindel einem sofort verdächtig vorkommt. Sie liest so gern die Bücher in der Bibliothek des Herrn Pfarrers, bei ihren Eltern gibt es nur Marx und Engels, und sie beschließt die Flucht aufgrund der intellektuellen Ödnis. Hier gibt es Stasi-Folter für West-Teenies, als hätte der Terror gegen real existierende Ost-Teenies nicht gereicht, hier sehen Parties (Ost) genauso aus wie Parties (West), dabei waren wir uns damals so fremd. Die Laxheit, mit der hier mit der Geschichte umgegangen wird, macht selbst die wahre Love-Story unglaubwürdig, was schade ist, denn das war schon so ähnlich.

Tom Dorow

Details

Deutschland 2019, 110 min
Sprache: Deutsch
Genre: Drama
Regie: Norbert Lechner
Drehbuch: Susanne Fülscher, Antonia Rothe-Liermann, Norbert Lechner
Kamera: Bella Halben
Verleih: Alpenrepublik
Darsteller: Lea Freund, Tim Bülow, Leo Zirner, Lukas Zumbrock, Franziska Weisz
FSK: 6
Kinostart: 03.10.2019

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