Neue Notiz
Zwischen uns der Fluss
Kollaborativ und widerspenstig
Die Dresdnerin Alice muss Sozialstunden in einer Psychiatrie ableisten. Sie soll sich um die Deutsch-Vietnamesin Cam kümmern, die nach einem brutalen Überfall schwer traumatisiert ist.
„Wir haben entschieden, dass jeder seine Figur entwirft, ohne dass irgendjemand darauf Einfluss hat. Deshalb haben wir auch gar keinen Regisseur.“ Das erzählt Cam (Kotti Yun) über die Theatergruppe, mit der sie im experimentellen Spielfilm ZWISCHEN UNS DER FLUSS ein Stück einübt, und beschreibt damit wohl auch ein stückweit den Ansatz des Films selbst. Er entstand in einem kollaborativen Prozess der beiden Hauptdarstellerinnen sowie der Filmemacher*innen Gaya von Schwarze und Michael Klier. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist allemal spannend, filmisch jedoch oft sperrig.
Die Dresdnerin Alice (Lena Urzendowsky) muss wegen ihres Engagements für die Umwelt Sozialstunden in einer Psychiatrie ableisten. Sie soll sich um die Deutsch-Vietnamesin Cam (Kotti Yun) kümmern, die nach einem brutalen Überfall schwer traumatisiert ist und nicht sprechen möchte. Mit ihrer ruppigen Art überschreitet Alice bei Cam einige Grenzen, zerbricht aber auch das Eis zwischen ihnen, weil sie nicht lockerlassen will. Trotz vieler Unterschiede nähern sich die beiden jungen Frauen an und schenken einander Vertrauen, neue Perspektiven und ungefilterte Ehrlichkeit.
Kryptisch und widerspenstig kommt ZWISCHEN UNS DER FLUSS dabei in weiten Strecken daher. Gerade zu Beginn sind die mit Bedacht komponierten Szenerien leer und kühl, die Figuren undurchdringlich. Die nicht unbedingt naturalistische Spielweise aller Akteur*innen lässt Gespräche über Privilegien, Rassismus oder Traumata oft surreal erscheinen. Zugleich entfachen Urzendowsky und Yun zwischen sich eine intensive Chemie, die wie ein Leuchtfeuer bei der Orientierung hilft, wenn man sich inmitten der vielen Verfremdungseffekte und Irritationsmomente verloren glaubt.
Originaltitel: L'être humaine
Deutschland 2023, 94 min
Genre: Drama
Regie: Michael Klier
Drehbuch: Michael Klier, Karin Aström, Kotti Yun
Verleih: Real Fiction
Darsteller: Jeremias Meyer, Lena Urzendowsky, Laura Tonke
Kinostart: 11.04.2024
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