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Zentralflughafen THF

Ein Jahr in Tempelhof

Regisseur Karim Ainouz lebt in der Nähe des Flughafens Tempelhof. Ein Jahr lang dreht er immer wieder den Alltag der Geflüchteten, die in den riesigen Hangars untergebracht sind.

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Die meisten Berliner kennen den Flughafen Tempelhof und insbesondere sein riesiges Feld vor allem als Naherholungsgebiet, das zum Radfahren, Picknicken und Sonnenbaden einlädt. Das in den riesigen Abfertigungs-Gebäuden ab 2015 hunderte Geflüchtete lebten, fand kaum Beachtung; der Zaun, der Feld von Hallen trennte, trennte auch zwei Welten, die wenig voneinander wussten.
Vielleicht bedurfte es daher auch eines Regisseurs von außen, der selbst einst ein Fremder in Berlin war, um einen Film über diesen Ort zu drehen: Karim Ainouz ist ein Brasilianer, der seit Jahren in Berlin lebt und mit dem Spielfilm PRAIA DO FUTURO eine gewisse Bekanntheit errungen hat. Ainouz lebt in der Nähe des Flughafens und begann schon bald nach der Umwandlung der riesigen Hallen in Notunterkünfte, seinen Film ZENTRALFLUGHAFEN THF zu drehen. Ein gutes Jahr drehte er immer wieder vor Ort, fast ausschließlich in den Hallen selbst. Nur manchmal zeigt er das Draußen, das Feld, diese unermessliche Weite, die für die ausharrenden Geflüchteten ein Versprechen von Freiheit sein mag, auf dessen Erfüllung sie Tag ein Tag aus warten. Das Leben in der Notunterkunft dagegen ist geprägt von Eintönigkeit und Wiederholungen. Manche Geflüchtete – die meisten stammen aus Syrien – sind mit dem Komfort und der Rundumversorgung durchaus zufrieden, andere beklagen den Mangel an Privatheit und vor allem die langsamen Strukturen der Bürokratie. Einzelnen Personen begegnet man im Lauf des Jahres, das der Film beschreibt, immer wieder, beobachtet sie bei alltäglichen Verrichtungen, bei Behördengängen, erfährt von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen. Ruhig, genau und ohne Dramatisierung zeigt Ainouz das Leben der Geflüchteten in dieser extremen Situation, an einem Ort, der eine Freiheit verspricht, die sich für manche wohl nicht erfüllen wird.

Michael Meyns

Details

Deutschland 2018, 97 min
Sprache: Deutsch, Arabisch, Englisch
Genre: Dokumentarischer Film
Regie: Karim Ainouz
Kamera: Juan Sarmiento G.
Schnitt: Felix von Boehm
Musik: Benedikt Schiefer
Verleih: Piffl Medien
FSK: oA
Kinostart: 05.07.2018

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