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Zen for Nothing

Vom Glück, einen Generator anzuwerfen

ZEN FOR NOTHING begleitet die Schweizer Schauspielerin Sabine Timoteo bei ihrem sechsmonatigen Aufenthalt in das japanische Zen Kloster Antaiji und taucht ein in dessen langsamen Rhythmus aus Sitzen, Essen und Arbeiten.

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Es ist so früh am Morgen, dass der Himmel noch dunkel ist. Im Kloster von Antaiji gehen die ersten Lichter an. Während in der Küche das Teewasser kocht und eine Art Grünkohl brutzelt, versuchen die Mönche und Besucher beim Morgen-Zazen die Augen offen zu halten. Reste von Schlaf liegen in der kalten Herbstluft und verflüchtigen sich nur langsam beim schweigenden Frühstück. Dann folgt die nächste Meditation. Lange weilt die Kamera auf den Gesichtern der Sitzenden, registriert ein unterdrücktes Gähnen, einen Käfer, der über die Tatami-Matten krabbelt und wie die Sonne hinter den Wolken hervorkommt, alles in warmes Licht taucht, und kurz darauf wieder verschwindet. Der Dokumentarfilm ZEN FOR NOTHING, der die Schweizer Schauspielerin Sabine Timoteo bei ihrem sechsmonatigem Aufenthalt in einem Zen-Kloster begleitet, taucht ein in den Rhythmus des Klosterlebens. Sitzen, Kochen, Essen, Arbeiten in der Selbstversorger-Landwirtschaft: Holzhacken, Schuppenbauen, Reis pflanzen, jäten und gießen. Gesprochen wird wenig, erklärt so gut wie nichts. Einmal beschreibt der deutsche Zen-Meister Muho Nölke den Unterschied zwischen Mönch und Meister: "Das ist wie an der Uni. Die Guten ziehen nach fünf Jahren weiter und machen etwas anderes. Einige bleiben hängen und werden Professor". Gelegentlich werden Zitate des Zen-Meisters Kodo Sawaki eingeblendet und lesen die Bewohner kurze Texte vor, die sie über ihre Erfahrung mit Zen geschrieben haben. Im Wesentlichen aber nimmt der Film die Position des teilnehmenden Beobachters ein. Lange, virtuos aneinander gefügte Einstellungen vermitteln ein Gefühl dafür, wie die Zeit sich dehnt und zusammenzieht in den langen Sitzungen, und wie das Leben sich auf den konkreten Alltag reduziert - sei es das vollständige Leeren des Reisschälchens nach dem Essen, oder das gelungene Ankurbeln des Generators, oder ein freundliches Gespräch beim Gemüsewaschen.

Hendrike Bake

Details

Deutschland/Schweiz 2016, 100 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Werner Penzel
Drehbuch: Werner Penzel, Sabine Timoteo
Kamera: Werner Penzel
Schnitt: Ayako Mogi
Musik: Fred Frith
Verleih: Zorro Film
Darsteller: Sabine Timoteo
Kinostart: 02.06.2016

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