Das Regiedebüt des französischen Komikers Artus ist ein Phänomen. Die gutgelaunte Komödie über zwei Kriminelle, die versuchen, sich in einer Behindertengruppe auf Sommerreise zu verstecken, haben in Frankreich inzwischen über sieben Millionen Zuschauer*innen gesehen. Die Besucherzahlen des ersten Wochenendes waren die besten für einen französischen Film seit WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS (2008). Ein bisschen verblüffend ist das schon: WAS IST SCHON NORMAL? erzählt eine durch und durch vorhersehbare Geschichte mit freundlichen aber nicht eben rasanten Gags. Die Juwelendiebe Paulo (Artus) und sein Vater, genannt „La Fraise“ (Clovis Cornillac) haben auf einem Behindertenparkplatz geparkt, und die Betreuerin der nahen Tagesstätte hat das Auto abschleppen lassen. Jetzt steht dort der Bus, der eine aufgekratzte Reisegesellschaft aus Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen in das Ferienhaus auf dem Land bringen soll. Als die Gangster mit ihrer Beute zum Parkplatz rennen und dort verwirrt herumstehen, werden sie für den noch fehlenden Sylvain und seinen Betreuer gehalten, und sie ergreifen die Chance unterzutauchen. Paulo muss fortan so tun, als wäre er etwas schwer von Begriff, und sein Vater muss eine soziale Ader vortäuschen. Sympathisch an Artus‘ Komödie ist vor allem das Ensemble: Alle Figuren mit Behinderung (mit Ausnahme von Paulo/Sylvain, der ja nur so tut, als wäre er behindert, und darin auch noch sehr schlecht ist) werden von Laiendarsteller*innen verkörpert, die mit ähnlichen Beeinträchtigungen zu tun haben. Sie sind nicht, wie so oft, nur Hintergrund oder Katalysatoren für die nicht-behinderten Darsteller*innen, sondern ziemlich gleichberechtigte Ensemblemitglieder. Den Klischees entkommen sie dabei so wenig, wie alle anderen auch.

Hendrike Bake