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Die Liebe in ungleichen Zeiten

Zwei Verlorene

Sansibar, 1954, noch ist die Insel britisches Protektorat. Denge, der schwarze Revolutionär, trifft auf die Inderin Yasmin aus der Oberschicht, die vor einer Zwangsehe flieht.

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Am 12. Januar feierte Tansania den 60. Unabhängigkeitstag. DIE LIEBE IN UNGLEICHEN ZEITEN (OT: VUTA N’KUVUTE, dt. „Tauziehen“) entstand bereits 2021 und war der große Abräumer bei den African Movie Academy Awards. Nach wenigen Sekunden ist der cineastische Leitstern von Regisseur Amil Shivji (der nebenbei auch der Produzent des ebenfalls im April startenden Films DAS LEERE GRAB ist) deutlich: In Zeitlupe laufen Frauen eine Straße entlang, vier in schwarzen Hijabs, eine in rotem, während ein gezupftes Cello einen weichen, langsamen Rhythmus vorgibt. Wong Kar-Wais IN THE MOOD FOR LOVE stand eindeutig Pate für den Rhythmus, die Farbgestaltung, Kostüme und die Musik in diesem Film, der auch in etwa zur gleichen Zeit spielt. Es ist 1961 auf Sansibar, zu dieser Zeit ein Sultanat und britisches „Protektorat“, drei Jahre vor der Revolution. Die Trägerin des roten Schleiers ist Yasmin (Ikhlas Gafur Vora), eine Angehörige der indisch-sansibarischen Oberschicht, die unlängst mit einem gewalttätigen viel älteren Mann verheiratet wurde und abgehauen ist. Yasmin versteckt sich im Haus der Schwarzen Sängerin Mwajuma (Siti Amina), die sie kaum kennt. „Vor ein paar Tagen hätten wir uns auf der Straße nicht gegrüßt“ sagt Mwajuma. Yasmin lernt dort den Berufsrevolutionär Denge (Gudrun Columbus Mwanyika) kennen, der kommunistische und panafrikanische Pamphlete ins Suaheli übersetzt und vom Festland auf die Insel schmuggelt. Aber Denge plant Größeres. Nach einem Anschlag auf einen Oberschichtsclub ist die Polizei hinter Denge her. Wongs Kar-Wais desillusionierte Melancholie nach dem Hongkong der sechziger Jahre überträgt Shiji auf eine eigentlich unmögliche Liebe zwischen zwei Verlorenen, die aber die Hoffnung auf Veränderung nicht aufgegeben haben.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Vuta N'Kuvute
Tansania 2021, 92 min
Sprache: Schwedisch, Englisch, Swahili
Genre: Drama, Liebesfilm
Regie: Amil Shivji
Drehbuch: Amil Shivji, Jenna Cato Bass
Kamera: Zenn van Zyl
Schnitt: Nadia Ben Rachid, Matthew Swanepoel
Musik: Amin Bouhafa, Amélie Legrand
Verleih: jip Film & Verleih
Darsteller: Gudrun Columbus Mwanyika, Ikhlas Gafur Vora, Siti Amina, Rashid Hemed
Kinostart: 18.04.2024

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