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Vom Ende einer Geschichte

Eines Tages erhält Tony einen Brief. Er hat eine kleine Summe Geld und ein Tagebuch geerbt. Das Erbe katapultiert ihn zurück in seine Jugend in den frühen 1960er Jahren und lässt ihn entdecken, dass durchaus nicht alles so war, wie er es erinnert.

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Tony Webster ist ein etwas grantiger, im Grunde aber ganz zufriedener Mann Anfang 70. Er betreibt einen kleinen Laden für Kameras in London, trifft sich gelegentlich mit seiner Exfrau Margaret und hält etwas unbeholfen Kontakt zu seiner Tochter, die kurz vor der Geburt steht. Eines Tages erreicht ihn ein Brief aus einer weit zurück liegenden Vergangenheit. Die Mutter einer alten Ex-Freundin hat ihm etwas Geld vererbt und ein Tagebuch, das jedoch nicht ausgehändigt werden kann, weil die Ex-Freundin – Veronica - es nicht herausgibt. Das Erbe katapultiert Tony zurück in eine Zeit, als er noch studierte und eine komplizierte Beziehung zu Veronica unterhielt. Als er drei beste Freunde hatte, besserwisserische Bürgerkinder, die alle den Klügsten in ihrer Runde, Adrian, vergötterten. Als er bei jedem Date versuchte, ein bisschen mehr Sex herauszuschlagen, aber „es“ nie passierte.
Während der Film in bruchstückhaften Rückblicken die Geschichte des jungen Tony und seiner Freunde zusammensetzt, versucht der erwachsene Tony in der Gegenwart, Veronica zu einem Treffen zu bewegen und an das Tagebuch zu kommen. Umso mehr er aber in der Vergangenheit wühlt, umso mehr verändert diese sich. Tony muss feststellen, dass seine Erinnerungen und die historische Wahrheit nicht identisch sind.
Julian Barnes Roman ist vollständig aus Tonys Sicht verfasst. Sein innerer Gedankenstrom, der zunächst mal hierhin mal dorthin mäandert und dann immer mehr zum Krimi wird, umkreist universelle Fragen nach Geschichte, Erinnerung und Verantwortung. Was können wir wissen? Was sind historische Fakten? Was sind unsere Erinnerungen wert und wie verändern sie sich? Und: Wer hat Schuld, wenn eine Tragödie passiert? Auch der Film stellt diese Fragen, ist aber notwendigerweise viel konkreter und räumt den Nebenfiguren, allen voran Tonys Ehefrau Margaret und seiner Tochter Susie mehr Raum ein. Tatsächlich ist es vor allem die sehr erwachsene, immer noch abwechselnd liebevolle und genervte Beziehung, die Jim Broadbent und Harriet Walter als Ex-Ehepartner Tony und Margaret unterhalten, die den Film trägt. Mehr noch als das große Drama, das Tonys Recherche aufdecken wird, erzählen ihre kleinen Gesten und Interaktionen davon, wie die Vergangenheit sich in die Gegenwart einschreibt

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: The Sense of an Ending
Großbritannien 2017, 108 min
Genre: Drama
Regie: Ritesh Batra
Drehbuch: Nick Payne
Kamera: Christopher Ross
Schnitt: John F. Lyons
Musik: Max Richter
Verleih: Wild Bunch
Darsteller: Emily Mortimer, Jim Broadbent, Charlotte Rampling, Matthew Goode
Kinostart: 14.06.2018

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