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Voices of Violence – Stimmen der Gewalt

Frauen klagen an

Während des kongolesischen Bürgerkriegs waren Frauen systematischen Massenvergewaltigungen ausgesetzt. In VOICES OF VIOLENCE erzählen sie vom Erlebten und verlangen, dass die Kriminellen zur Rechenschaft gezogen werden – auch wenn sie damit ein gesellschaftliches Tabu verletzen und sich selbst zur Zielscheibe machen.

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„Wir haben viel gelitten.“ Dieser eindringliche Satz wird oft wiederholt, wie eine Beschwörung, zugleich schlichte Zusammenfassung und Ausdruck eines Grauens, das schier unaussprechlich scheint. Während des kongolesischen Bürgerkriegs waren Frauen systematischen Massenvergewaltigungen ausgesetzt, Teil einer perfiden Kriegsstrategie, die auf die totale Auslöschung des Gegners abzielt. Nicht nur Hab und Gut werden genommen, Körper zerstört, sondern auch Herz, Verstand und Würde. Dankenswerterweise unterlässt es Regisseurin Claudia Schmid, die Verbrechen durch traumatisierende Bilder zu verdeutlichen. Die Schilderungen der Taten kommen von den Opfern selbst, die damit ein Tabu ihrer Gesellschaft brechen: Sexuelle Gewalt ist zwar weit verbreitet, wird aber bei Bekanntwerden den Opfern angelastet. Die Frauen, die hier im Interview ihre Stimmen erheben, klagen dennoch an und wünschen, dass die Kriminellen zur Rechenschaft gezogen werden. Einige der Opfer agieren ihre Geschichten gestisch aus im Versuch, eine körperliche Vermittlung des Erlebten zu finden. VOICES OF VIOLENCE geht jedoch über die Aufnahme von Zeugnissen hinaus. Am gesellschaftlichen Umgang mit den vielfältigen Auswirkungen der Kriegswaffe Vergewaltigung wird gezeigt, wie wenig sich die aufs männliche Wohlergehen ausgerichtete Kultur um die Bedürfnisse von Frauen schert. Ohne Gewissensbisse erklären Männer in die Kamera, wie sie Frauen als Besitz betrachten. Die Alltäglichkeit der Ungleichheit erschwert den Neuanfang nach dem erlittenen Leid. Dennoch kann Schmids Film von Erfolgen berichten: In Selbsthilfegruppen und mit therapeutischer Begleitung finden die Frauen Wege, ihr Leben und das ihrer Familien wieder aufzubauen.

Anna Stemmler

Details

Originaltitel: Voices of Violence
Deutschland 2016, 92 min
Sprache: Deutsch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Claudia Schmid
Drehbuch: Claudia Schmid
Kamera: Claudia Schmid
Schnitt: Kawe Vakil
Verleih: mindjazz pictures
FSK: 12
Kinostart: 10.03.2016

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