Neue Notiz
Vienna Calling
Einzigartige Lässigkeit
Philipp Jedickes neuer Dokumentarfilm VIENNA CALLING porträtiert die alternative Wiener Musikszene u.a. mit Kerosin95, Zinn, Der Nino aus Wien und Lydia Haider.
In Wim Wenders’ DER HIMMEL ÜBER BERLIN begibt sich der von Bruno Ganz verkörperte Engel Damiel auf der Suche nach Solveig Dommartins Marlon in einen Underground-Club, Nick Cave & The Bad Seeds performen gerade ihren Song „From Her to Eternity“. Mit diesem Vibe, dieser rohen Energie beginnt auch Philipp Jedickes neuer Dokumentarfilm VIENNA CALLING. Schnell wird klar: Hier soll eine alternative Szene jenseits des Mainstream gezeigt werden, eine Szene, die so nur in der österreichischen Hauptstadt entstehen konnte. Die atmosphärischen Klänge werden fortan immer wieder mit alltäglichen Momentaufnahmen und damit einhergehend einer einzigartigen Lässigkeit kontrastiert, die allein schon im Wiener Schmäh perfekt wiedergegeben wird. Wir sehen allerlei Künstler*innen der Musikszene Wiens (u.a. Kerosin95, Zinn, Der Nino aus Wien und Lydia Haider) beim Konzert, Musikvideodreh oder in privaten Momenten. Die entstehenden Gespräche sind dabei immer sympathisch, nicht immer unprätentiös. Dass in diesem Dokumentarfilm alles durch und durch inszeniert ist, passt nur zum Typus, um den es auch vordergründig geht. Goldene Anzüge, lockiger Vokuhila mit Schnauzer oder schwarzer Rocker-Look. In der Musik geht es immer auch um Selbstdarstellung. In VIENNA CALLING wird dabei eine Selbstdarstellung zelebriert, die nie unauthentisch wirkt. So spielt Voodoo Jürgens seinen Song „Tulln“ erst im Kultursalon Guckloch, einem Ort für Peep Shows, nur mit Gitarre, auf der Drehbühne rotierend, vor den typischen verspiegelten Wänden. Jedicke zeigt dann im nahtlosen Übergang, ohne Unterbrechung des Songs, eine Aufnahme Jürgens’ im Wiener Konzerthaus. Jetzt mit Begleitung von Kontrabass, Keyboard, Horn und Geige. Größer könnte der Kontrast kaum sein. Beides passt. Und macht Lust auf die einzigartige Musik.
Deutschland/Österreich 2023, 85 min
Sprache: Deutsch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Philipp Jedicke
Drehbuch: Philipp Jedicke
Kamera: Max Berner
Schnitt: Carina Mergens, Max Berner
Verleih: mindjazz Pictures
Kinostart: 16.11.2023
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