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Viel Lärm um Nichts

Improvisierter Charme

Popgenie, Blockbuster-Autor und Regisseur Joss Whedon (TOY STORY, BUFFY THE VAMPIRE SLAYER, THE CABIN IN THE WOODS, THE AVENGERS) hat aus Shakespeares berühmter Komödie einen schwungvollen, kleinen, gegenwärtigen Film gemacht

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Popgenie, Blockbuster-Autor und Regisseur Joss Whedon (TOY STORY, BUFFY THE VAMPIRE SLAYER, THE CABIN IN THE WOODS, THE AVENGERS) hat aus Shakespeares berühmter Komödie einen schwungvollen, kleinen, gegenwärtigen Film gemacht. In nur zwölf Drehtagen hat er den Film im eigenen Haus inszeniert, in Schwarzweiß und im Wesentlichen mit der Handkamera gefilmt (Steadicam oder Kamerakräne ließ das winzige Budget nicht zu), die Montage selbst übernommen und auch noch persönlich die Musik komponiert. Aus dem unfähigen Büttel Dogberry (hier gespielt von Nathan Fillion, dem Weltraumpiraten aus „Firefly“) macht Whedon einen Provinzpolizisten, der verzweifelt versucht, seine Unfähigkeit zu überspielen, indem er sich so benimmt, wie die Klischees von Film und Fernsehen es ihn gelehrt haben. Ein für heutige Ohren rassistisches Zitat Shakespeares ("...were she an Ethiope..." als Synonym für eine hässliche Braut) nutzt er bewusst, um die Oberflächlichkeit des jungen Liebhabers Claudio drastisch deutlich zu machen – ein Zwischenschnitt zeigt, wie eine schöne schwarze Frau unter den Gästen entnervt mit den Augen rollt. Der Helfershelfer des Schurken Don John (Sean Maher) wird zum attraktiven bad girl ohne dass Text geändert werden müsste. Da wirkt der Schuft natürlich besonders verdorben, wenn er ihr seine Pläne im Bett enthüllt. Und "Sigh no more", eines der berühmtesten Lieder Shakespeares, funktioniert auch als entspanntes Stück Gitarrenpop.
Whedons Film entfaltet einen spielerischen, improvisierten Charme, der die Verwicklungen des Plots derart leichtfüßig vorführt, dass man sich nie Gedanken über die fehlende Plausibilität macht. Viel wichtiger sind die Wortgefechte zwischen Beatrice und Benedick, dem zweiten und wesentlichen Paar des Stücks. Amy Acker gibt eine bei aller Scharfzüngigkeit warmherzige Beatrice, Alex Denisof einen eleganten Benedick.

Christoph Selzer

Details

Originaltitel: Much Ado About Nothing
USA 2013, 109 min
Genre: Drama, Komödie, Liebesgeschichte
Regie: Joss Whedon
Drehbuch: William Shakespeare, Joss Whedon
Kamera: Jay Hunter
Schnitt: Joss Whedon, Daniel S. Kaminsky
Musik: Joss Whedon
Verleih: Edel:Motion Film
Darsteller: Fran Kranz, Amy Acker, Emma Bates, Alexis Denisof, Reed Diamond
FSK: oA
Kinostart: 24.07.2014

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