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Vermeer – Reise ins Licht

Einmalige Ausstellung

Dokumentarfilm über die die bisher umfangreichste Werkschau Vermeers und ihren Kurator Gregor Weber.

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Gerade 56,1 mal 47,4 Zentimeter misst die „Junge Dame mit Perlenhalsband“, das wunderbare, um 1663/64 datierte Gemälde Jan Vermeers. Zu Beginn des Jahres ging die Dame mit den Perlen und dem gülden schimmernden, pelzbesetzten Mantel auf Reisen von Berlin nach Amsterdam: in einer Ausstellung waren dort drei Viertel aller bekannten Werke des vielleicht enigmatischsten niederländischen Malers versammelt – die bisher umfangreichste Werkschau Vermeers. „Alles, was wir haben, sind seine Bilder“, sagt der Kurator der im Juni beendeten Ausstellung: Wo Vermeer gelebt hat (Delft), wieviel Kinder er hatte (15), mit wieviel Jahren er gestorben ist (43) – das ist zwar bekannt, darüber hinaus aber bleiben vor allem die rund 37 dem Künstler zugeschriebenen Bilder. Wenn Regisseurin Suzanne Raes (TWO MEN) ihre Kamera in Nahaufnahme über den blauen Rock der „Dienstmagd mit Milchkrug“ streichen lässt, wenn eine Restauratorin vom „schönsten Fensterladen“ der Kunsthistorie schwärmt („Straße in Delft“) – dann wird klar, dass dieser Film weit mehr ist, als nur die spannende Nacherzählung der Entstehungsgeschichte einer besonderen Ausstellung. Wenn gestandenen Kuratoren und Kunsthistorikern, wie dem maßgeblich an der Schau beteiligten Gregor Weber, vor der Kamera ob ihrer Vermeer-Passion Tränen kommen; wenn man sich selbst im Kinosessel diese hier und da nur schwer verkneifen kann – dann ist klar, was dieser so bündigen, wie feinen Doku gelingt: In nicht einmal 80 Minuten zeigt sie, warum es sich bei dem 1675 gestorbenen Vermeer um einen Solitär der Kunsthistorie handelt. Und die junge Dame mit Perlenhalsband? Hat wieder ihren angestammten Platz in der Berliner Gemäldegalerie am Kulturforum gefunden (wo es übrigens, nicht zuletzt an wochentäglichen Herbsttagen, meist angenehm ruhig zugeht…).

Matthias von Viereck

Details

Originaltitel: Dicht bij Vermeer
Niederlande 2023, 79 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Suzanne Raes
Kamera: Victor Horstink
Schnitt: Noud Holtman
Musik: Alex Simu
Verleih: Neue Visionen Filmverleih
FSK: oA
Kinostart: 09.11.2023

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