Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Unzertrennlich

Reflektiert und differenziert

Wie gehen die Geschwister von behinderten und schwer erkrankten Kindern mit ihrer Rolle um? Doku.

Mehr

Dokumentarfilme über die unterschiedlichsten Formen von Behinderungen gibt es viele, auch die Schwierigkeiten von Angehörigen behinderter Menschen wurden schon oft thematisiert, doch wie gehen die Geschwister von Menschen mit Behinderung mit ihrer Rolle um? Diese Frage beschäftigt Frauke Lodders in ihrem Dokumentarfilm UNZERTRENNLICH – LEBEN MIT BEHINDERTEN UND LEBENSVERKÜRZT ERKRANKTEN GESCHWISTERN für den sie mehrere Familien ein Jahr lang begleitete.
Eymen, Eray, Gustaf, Max und Svea heißen die Geschwister, die nicht behindert sind, deren vorher ganz normal verlaufene Kindheit plötzlich beendet war. Die Geburt eines Geschwisterkindes ist sicher stets schwierig, Rivalitäten entstehen, der Kampf um die Aufmerksamkeit der Eltern beginnt, doch wenn der Bruder oder die Schwester eine Behinderung hat, ist die Situation offensichtlich eine ganz andere. Alle Geschwister, die Lodders zu Wort kommen lässt, gehen mit der besonderen Situation besonnen um, sprechen reflektiert und differenziert über ihr Leben, das von einem Tag auf den anderen ein wenig im Schatten stattfand. Vorwürfe an die Eltern, bzw. die Mutter, denn die ist es am Ende doch meistens, zu der der intensivere Kontakt besteht, bringen sie nicht vor. Doch hinter verständnisvollen Worten für die erhöhte Aufmerksamkeit, die ein behindertes Kind verlangt, was gleichbedeutend mit weniger Zeit für das andere, das gesunde Kind einhergeht, scheint auch ein leises Bedauern durch. Es ist die große Stärke von Lodders Film, auch solchen Gedanken Raum zu geben, die ganze Komplexität dieser für alle Beteiligten schwierigen Situation differenziert darzustellen, ohne einer Seite Vorwürfe zu machen oder gar Versäumnisse zu unterstellen. Zumindest die Protagonisten in ihrem Film scheinen an ihrer besonderen Situation sogar gewachsen zu sein, was wohl nicht automatisch zu erwarten, möglicherweise aber auch keine Ausnahme ist.

Michael Meyns

Details

Deutschland 2018, 90 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Frauke Lodders
Kamera: Timo Schwarz, Fabian Schmalenbach
Schnitt: Kirsten Ottersdorf
Verleih: Mindjazz Pictures
FSK: oA
Kinostart: 17.01.2019

Website

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.