
Neue Notiz
Universal Language
Autobiografische Halluzination
In Matthew Rankins „autobiografischer Halluzination“ verschmelzen Zeit und Raum, Teheran und Winnipeg zu einem traumähnlichen Ort mit eigenwilligen Bewohner*innen.
An einer Teheraner Grundschule verzweifelt Französischlehrer Bilodeau an seinen Schüler*innen oder vielleicht doch eher an der eigenen Frustration. Besonders auf Omid hat er es abgesehen, dessen Entschuldigung, ein Truthahn habe seine Brille gestohlen, das Fass zum Überlaufen bringt. „Wir sind für immer verloren in dieser Welt“, lässt er sie nach einer durchaus komisch anmutenden Tirade von der Tafel ablesen.
Verloren fühlt sich auch Matthew, der gerade seinem öden Regierungsjob und Quebec den Rücken kehrt, um in seine Heimatstadt Winnipeg zu reisen und seine kranke Mutter zu besuchen. Im Langstrecken-Bus begegnet er Lehrer Bilodeau, und mit der Fahrt durch die Schneelandschaft verschmelzen Zeit und Raum, Teheran und Winnipeg zu einem traumähnlichen Ort mit eigenwilligen Bewohner*innen. Da ist der Kleenex-Store, der bis zur Decke mit Taschentücherboxen gefüllt ist. Eine Trauerbeauftragte sammelt Tränen in Einmachgläsern, und Stadtführer Massoud muss feststellen, dass die städtischen Attraktionen, wie ein in den 70ern vergessener Koffer an einer Bushaltestelle, seine Touristengruppe nur wenig interessieren. Lingua Franca ist Farsi, und die Währung ist Riel, benannt nach dem kanadischen Widerstandskämpfer Louis Riel, und dem iranischen Rial zumindest namenstechnisch nah. Ein 500-Riel-Schein treibt derweil auch Negin um. Sie will damit ihrem Mitschüler Omid eine neue Brille kaufen. Nur wie den eingefrorenen Schein aus dem Eis befreien? Auf der Suche nach einer Lösung irrt sie mit ihrer Schwester durch die Stadt und schließlich führen die verschneiten Wege die Protagonist*innen zusammen.
Regisseur Matthew Rankin, der auch den Film-Matthew spielt, stammt aus Winnipeg und liefert mit UNIVERSAL LANGUAGE nach eigener Aussage eine „autobiografische Halluzination“. Neben den klaren Verweisen auf Abbas Kiarostamis Kinos, lässt dies auch an Guy Maddins MY WINNIPEG denken, der Kindheitserinnerungen und Stadtmythen in einer surrealistischen Meditation thematisierte. Rankin und seine Co-Autor*innen, Schauspieler Pirouz Nemati und die iranische Künstlerin Ila Firouzabadi (beide ebenfalls im Film zu sehen) schaffen trotz der Verbeugungen an die cineastische Geschichte eine eigene Filmsprache, voll von absurden Einfällen und Nebengeschichten, die gleichermaßen witzig und zärtlich sind. Gedreht auf 16 mm verwandelt sich die zerklüftete Stadtlandschaft zwischen verschneitem Nirgendwo und Stadtautobahn in eine magische Bilderwelt aus Beige und Weiß, dazwischen Farbtupfer wie die pinken Ohrwärmer Massouds oder die eigenwilligen Interieurs der Shops und Cafés. Wie bereits Rankins Langfilmdebüt THE TWENTIETH CENTURY, ein satirisches, fiktionales Biopic über den ehemaligen kanadischen Premierminister William Mackenzie King, begeisterte auch UNIVERSAL LANGUAGE auf Festivals von Kanada bis Cannes.
Originaltitel: Une langue universelle
Kanada 2024, 89 min
Sprache: Persisch, Französisch
Genre: Komödie
Regie: Matthew Rankin, Pirouz Nemati
Drehbuch: Ila Firouzabadi, Pirouz Nemati, Matthew Rankin
Kamera: Isabelle Stachtchenko
Schnitt: Xi Feng
Musik: Amir Amiri, Christophe Lamarche-Ledoux
Verleih: rapid eye movies
Darsteller: Rojina Esmaeili, Saba Vahedyousefi, Mani Soleymanlou
FSK: 6
Kinostart: 23.01.2025
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Universal Language
(Une langue universelle) | Kanada 2024 | Komödie | R: Matthew Rankin, Pirouz Nemati | FSK: 6
In Matthew Rankins „autobiografischer Halluzination“ verschmelzen Zeit und Raum, Teheran und Winnipeg zu einem traumähnlichen Ort mit eigenwilligen Bewohner*innen.
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