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Trenque Lauquen

Frauen verschwinden

Laura ist verschwunden. Die Suche nach ihr führt – ähnlich wie die Kurzgeschichten von Borges oder Italo Calvinos „Wenn ein Reisender in einer Winternacht ..." - von einer Erzählung in die nächste, von einer Orchideenforscherin zu einem geheimen Liebespaar zu einem amphibischen Mutantenwesen.

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Trenque Lauquen ist eine Mittelstadt 400 km westlich von Buenos Aires gelegen. Sie hat ungefähr die Größe von Sindelfingen und erscheint auch ähnlich aufregend. Laura hat hier als angehende Biologin und Gastsprecherin im Lokalradio gearbeitet. Nun ist sie verschwunden. Ihr Freund, ein Dozent aus der Hauptstadt namens Rafael und Ezequiel, genannt Chicho, suchen nach ihr. Rafa denkt, dass Laura auf der Suche nach einer bestimmten Orchidee ist. So fängt eine Geschichte an, die wie die Kurzgeschichten von Jorge Luis Borges oder Italo Calvinos „Wenn ein Reisender in einer Winternacht ...“ von einer Erzählung in die nächste führt, von einer Orchideenforscherin zu einem geheimen Liebespaar zu einem amphibischen Mutantenwesen. Die Ausgangssuche endet in einer weiteren Suche und die wieder in einer anderen Suche, nicht weniger als vier Frauen verschwinden, und nach drei Stunden Filmlaufzeit sagt Laura: „Die eigentliche Geschichte beginnt jetzt“.

Die Filme des Filmkollektivs El Pampero Cine, zu dem die Regisseurin Laura Citarella gehört und mit dem sie auch bei TRENQUE LAUQUEN zusammengearbeitet hat, bieten eine ganz eigene Seherfahrung, die dem Lesen eines Buchs manchmal verwandter scheint als einem Kinobesuch. Das Tempo ist entspannt, die Sprache alltäglich, auch wenn ab und zu poetische Momente aufblitzen, etwa wenn Rafael sagt „Die Universität bereitet dich nicht auf die Traurigkeit vor.“ Es gibt keinen Spannungsbogen, der einen gänzlich in den Bann zieht, aber langweilig ist es auch wieder nicht. Wie ein Buch könnte man die Geschichte gelegentlich beiseite legen, folgt ihr aber insgesamt gerne – weil man die Personen mag, die Semantik und die antiautoritäre Haltung, die vom Leben als einer unendlichen Zahl von Nebenhandlungen erzählt. Mal verrennt man sich dorthin, mal hierhin.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Trenque Lauquen parte 1
Deutschland/Argentinien 2022, 262 min
Genre: Drama
Regie: Laura Citarella
Drehbuch: Laura Citarella, Laura Paredes
Kamera: Agustín Mendilaharzu, Inés Duacastella, Yarará Rodriguez
Schnitt: Miguel de Zuviría
Musik: Gabriel Chwojnik
Verleih: Grandfilm Verleih
Darsteller: Laura Paredes, Ezequiel Pierri, Rafael Spregelburd, Elisa Carricajo, Juliana Muras, Verónica Llinás, Cecilia Rainero
Kinostart: 01.06.2023

Website
IMDB

Vorführungen

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