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Total Trust

Überwachung in China

Staatlich montierte Kameras gerichtet auf Privathäuser, der Missbrauch von Covid-19-Apps und sozialen Medien, ein Social Credit System, Gefangenschaft und Folter. TOTAL TRUST zeichnet anhand von Einzelschicksalen ein Bild der in China allgegenwärtigen Überwachung.

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"Es gibt 190 Möglichkeiten, um den “Social Trust”-Range zu verbessern und 1040 Möglichkeiten ihn zu verschlechtern.“ Staatlich montierte Kameras, gerichtet auf Privathäuser, der Missbrauch von Covid-19-Apps und sozialen Medien, ein Social Credit System, Gefangenschaft und Folter. Der chinesischen Produzentin und Regisseurin Jialing Zhang ist es in ihrem Dokumentarfilm gelungen, all das, was im Westen wie ein Auszug aus „1984“ oder einer Folge „Black Mirror“ klingt, für den Rest der Welt sichtbar zu machen. Sie muss dafür aus den USA arbeiten, um selbst der Verfolgung durch den chinesischen Staat entgehen zu können, während ihre dreiköpfige, anonyme Filmcrew unter Beobachtung stehende Familien in ihrem von Kontrolle bestimmten Alltag begleitet. Jialing Zhang konzentriert sich auf Einzelschicksale. Ihr Team begleitet einen Anwalt und seine Familie, der eine Mandantin in einem #MeToo-Fall vertreten hatte und deshalb festgenommen und sieben Tage lang gefoltert wurde, sowie die Journalistin Sophia Xueqin Huang, die regelmäßig Artikel über Proteste schrieb. In kleinerem Rahmen kommen auch einige „gesetzestreue“ Bürger*innen und eine Mitarbeiterin des Staates zu Wort, die an der Umsetzung des Social Credit Systems arbeitet. TOTAL TRUST ist durch diese private Perspektive sehr emotional und nah an den Betroffenen, schafft es aber auch, die größere politische Lage abzubilden und die Gefahren von Big Data herauszustellen. Entstanden sind unbeschreiblich beängstigende und intime Aufnahmen, die ein Bild von Einschüchterung und Angst zeichnen, von einem digitalen und allgegenwärtigen Gefängnis, aus dem es kein Entkommen gibt, und in dem jeder Einzelne zum Komplizen in einem totalitären Überwachungsstaat werden muss, der nicht riskieren will, selbst zum Verfolgten zu werden.

Lukas Hoffmann

Details

Niederlande/Deutschland 2023, 97 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Jialing Zhang
Kamera: Cuier, R.C. Song
Schnitt: Claire Shen, Barbara Toennieshen
Verleih: Piffl Medien
Kinostart: 05.10.2023

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