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Tori & Lokita

(Wahl)Geschwister

Tori, in seiner afrikanischen Heimat als „Hexenkind“ verfolgt, hat einen legalen Aufenthaltsstatus in Belgien. Lokita hat keine Papiere und gibt sich, um bleiben zu dürfen, als seine Schwester aus.

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Sie haben sich auf einem Schleuserboot kennengelernt, die 18-jährige Lokita und Tori, 12. Nun sind sie in Lüttich gelandet, in einem Heim für minderjährige Flüchtlinge. Er, in seiner afrikanischen Heimat als „Hexenkind“ verfolgt, gilt als legal. Sie aber hat keine Papiere, gibt sich, um bleiben zu dürfen, als seine Schwester aus. Mit der Anhörung Lokitas (Joely Mbundi) vor dem Prüfungsausschuss beginnt TORI & LOKITA. Schon in dieser ersten Szene, wegen ihrer durch erfahrenes Leid nahezu ausdruckslos gewordenen Gesichtszüge, steht in Frage, ob es gut ausgehen kann mit ihrem Traum. So bescheiden er auch ist: Aufenthaltspapiere zu bekommen, als Hausmädchen zu arbeiten, mit dem Bruder zusammenzuleben. Wie aber ist das möglich in einer Welt, in der die Schwachen ausgebeutet werden von den Mächtigen, von den Schleppern und Schleusern und Drogenhändlern. Und zu Hause, in Benin, erwarten unerbittlich Mutter und Brüder den monatlichen Tribut von 200 Euro. Auch hier, in ihrem zwölften, im vorigen Jahr in Cannes preisgekrönten Spielfilm ergreifen Jean und Luc Dardenne wieder entschieden Partei für die Underdogs, für diese beiden Menschenkinder, die sich von allen Seiten bedrängt nur mit kleinen oder größeren Lügen behaupten können, einschließlich Drogenkleinhandels. Aber im Grunde überstehen Lokita und Tori (Pablo Schils) das alles nur, weil die Gewissheit einer (wahl)geschwisterlichen Liebe sie trägt. Wie unbeschwert wird dieser Teil der Geschichte erzählt. Mit schneidender Präzision aber führen uns die Dardennes in eine Welt, die der gewöhnliche Europäer allenfalls aus Krisenschlagzeilen kennt. Dabei gleiten sie manchmal sehr ausführlich ins Abenteuerliche und manchmal fühlt man sich wegen der akribisch genauen Erzählweise wie in einem Lehrfilm für den Cannabisanbau.

Elisabeth Bauschmid

Details

Originaltitel: Tori et Lokita
Belgien 2022, 88 min
Sprache: Französisch, Italienisch
Genre: Drama
Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Drehbuch: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Kamera: Benoît Dervaux
Schnitt: Marie-Hélène Dozo
Verleih: Cinejoy
Darsteller: Marc Zinga, Claire Bodson, Baptiste Sornin, Schils Pablo, Mbundu Joely
FSK: 12
Kinostart: 26.10.2023

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