
Neue Notiz
The Woman Who Left
Bilder wie Federzeichnungen
THE WOMAN WHO LEFT ist eine Art Fortsetzung von Tolstois Erzählung „Ein Verbannter“. Horacia wird nach 30 Jahren aus dem Gefängnis entlassen und macht sich auf die Suche nach dem Mann, der für den Mord verantwortlich war, für den sie unschuldig eingesessen hat.
Für THE WOMAN WHO LEFT hat Lav Diaz 2016 den Goldenen Löwen bei der Biennale in Venedig gewonnen. Wie immer ist Diaz‘ Film mit fast vier Stunden extrem lang; wie bei NORTE: DAS ENDE DER GESCHICHTE von 2013 ist die Vorlage ein Klassiker der russischen Literatur. NORTE war Diaz‘ Version von Dostojewskis „Schuld und Sühne“, THE WOMAN WHO LEFT ist eine Art Fortsetzung von Tolstois Erzählung „Ein Verbannter“, auch bekannt als „Gott sieht die Wahrheit, sagt sie aber nicht sogleich“. Horacia (Charo Santos-Concio) wird nach 30 Jahren aus dem Gefängnis entlassen, weil eine Frau, die in der Haft ihre Freundin geworden war, den Mord gestanden hat, für den Horacia verurteilt wurde. Während Tolstois Held nach einer ähnlichen Erfahrung nur noch sterben will, macht sich Horacia auf den Weg zu ihrer Tochter, die sie nie besucht hat, und dann zum Drahtzieher hinter dem Mord, Horacias Ex-Freund, dem reichen Rodrigo Trinidad. Sie will den Mann, der ihr Leben zerstört hat, umbringen, aber während sie ihm nachts und in der Kirche auflauert, begegnet sie drei Menschen, die ihr Leben verändern. Ein armer Verkäufer von Balut (angebrüteten Eiern), eine Frau, die von Dämonen besessen ist, und eine Transsexuelle, die an Epilepsie leidet, wecken lebensfreundlichere Impulse in Horacia.
Die Schwarzweiß-Bilder in THE WOMAN WHO LEFT sind so hart konturiert, dass sie manchmal wie Federzeichnungen wirken. Diaz verstärkt den Effekt, indem er gerade Linien von Gebäuden mit dem flirrenden Gewirr der Vegetation kontrastiert. Den gleißenden Bildern am Tag, wenn Horacia systematisch ihren Plänen nachgeht, stehen weniger unheimliche als phantasmatische Nachtbilder gegenüber. Figuren treten aus der Dunkelheit, die archaisch und traumhaft, modern und real zugleich wirken. Lav Diaz' Film ist großes Welt-Kino, keine leichte Kost, aber eine faszinierende Erfahrung.
Originaltitel: Ang Babaeng Humayo
Philippinen 2016, 226 min
Genre: Drama
Regie: Lav Diaz
Drehbuch: Lav Diaz
Kamera: Lav Diaz
Schnitt: Lav Diaz
Verleih: Grandfilm Verleih
Darsteller: Michael De Mesa, Shamaine Buencamino, Nonie Buencamino, Charo Santos-Concio, John Lloyd Cruz
Kinostart: 04.02.2018
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