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The Trouble With Being Born

Ersatz-Persönlichkeiten

Sandra Wollners Debüt über die zehnjährige Androidin „Elli“ die mit ihrem „Papa“, einem gutsituierten Ingenieur mittleren Alters zusammenlebt, ist ein sehr ungemütlicher Film, der sich ins Hirn schleicht.

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In Sandra Wollners erstem Spielfilm THE TROUBLE WITH BEING BORN gibt es eine Androidin, aber es geht nur am Rande um künstliche Intelligenz. Es gibt auch einen pädophilen Androidenbesitzer, aber der Missbrauch ist eher ein Beispiel für Gewalt- und Besitzverhältnisse. Die Androidin „Elli“ lebt mit ihrem „Papa“, einem gutsituierten Ingenieur mittleren Alters zusammen und sieht aus wie ein zehnjähriges Mädchen. Im Laufe des Films wird klar, dass die aktuelle künstliche Elli ein Ersatz für eine frühere Elli ist. „Papas“ Begehren ist pervers, aber in postfreudianischen österreichischen Filmen ist ja immer alles Begehren pervers. Tun wir so, als sei es normal, wenn „Papa“ morgens Ellis Zunge und Geschlechtsteile herausnimmt und sie in der Spüle reinigt.
Wollners Film fragt vor allem nach den Bedingungen des Geborenwerdens eines Ichs. Was bei Elli den Anschein des Bewusstseins hat, sind die Sprachreste des väterlichen Begehrens, die ihr einprogrammiert sind. Sie wiederholt immer wieder die gleichen Phrasen: „Wir waren die ganze Nacht munter“, „Du hast nach Sonnenöl und Zigaretten gerochen“ usw. Gebrochene Wortfetzen seiner Erinnerung, die zu einer Art Ich-Simulation werden sollen. Aber mit den Erinnerungsresten scheinen auch deren unbewusste psychische Folgen programmiert worden zu sein. Elli ist weggelaufen, und auch die neue, nicht fertig geborene Ersatz-Elli verschwindet und muss in einer neuen Situation eine neue Ersatz-Persona annehmen, was noch schlechter gelingt, weil sich die alten Programme immer wieder Bahn brechen, und die neuen andere Traumata mitbringen. Die Frage, die Sandra Wollners Film vor allen anderen stellt – neben der nach den Beschädigungen durch Missbrauch und durch die Angst, Trauer und Neurosen der Älteren – ist, wie überhaupt jemand (oder etwas) sich aus der Begegnung mit anderen, aus diesem Begehrensgeflecht, eine Art Identität konstruieren soll. Ein sehr ungemütlicher Film, der sich ins Hirn schleicht.

Tom Dorow

Details

Deutschland/Österreich 2020, 94 min
Genre: Drama, Science Fiction
Regie: Sandra Wollner
Drehbuch: Sandra Wollner, Roderick Warich
Kamera: Timm Kröger
Schnitt: Hannes Bruun
Musik: David Schweighart
Verleih: eksystent distribution
Darsteller: Lena Watson, Ingrid Burkhard, Dominik Warta, Jana McKinnon
FSK: 16
Kinostart: 01.07.2021

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