
Neue Notiz
The Old Oak
Solidarischere Zeiten
TJ ist Besitzer von „The Old Oak“, dem letzten Pub eines ehemaligen Bergarbeiterdorfes in Durham. Als er sein Hinterzimmer als Begegnungsraum für syrische Geflüchtete zur Verfügung zu stellt, gerät er in die Schusslinie der ressentimentgeladenen Einheimischen.
THE OLD OAK beginnt mit Bildern, die an Deutschland 2015 erinnern. Einheimische eines britischen Küstenortes beschimpfen einen Reisebus, in dem syrische Frauen und Kinder sitzen. Einige Helfer*innen aus dem Ort sorgen dafür, dass die Neuankömmlinge sicher in die ihnen zugewiesenen Wohnungen kommen. Einer von ihnen ist Thomas Joe Ballantyne (Dave Turner), genannt TJ, Besitzer von „The Old Oak“, dem letzten Pub eines ehemaligen Bergarbeiterdorfes in Durham. Am Abend lassen seine Stammgäste ihren Ressentiments freien Lauf und TJ schweigt dazu, schließlich kann er es sich nicht leisten, die letzten zahlenden Kunden auch noch zu verlieren. Doch als er die junge Yara (Ebla Mari) und über sie die syrischen Familien näher kennenlernt und sich entschließt, das Hinterzimmer der Bar als Begegnungsraum für gemeinsame Essen zur Verfügung zu stellen, gerät er in die Schusslinie. Ken Loach und sein langjähriger Drehbuchautor Paul Laverty haben keinerlei Sympathie für den kurzsichtigen Rassismus der Einheimischen, sehr wohl aber Verständnis für deren prekäre Lage. Als Helferin Laura einem syrischen Mädchen ein Fahrrad mitbringt, fragt einer der Nachbarjungen, ob er auch eins bekommen kann. „Die bekommen alles nachgeworfen“, fügt er, bereits in der Rhetorik der Großen, an. In diese verfahrene Situation bringen die gemeinsamen Abendessen eine neue Dynamik, zumal sie die Dorfbewohner*innen an solidarischere Zeiten erinnern, als die Bergarbeiterfamilien fest zusammenhielten.
Loachs Analyse ist eindeutig: Ein neuer Zusammenhalt muss her, und er kann aus der Bevölkerung selbst kommen, die sich an ihre Klasse erinnert und sich solidarisiert. Der Film buchstabiert das etwas überdeutlich aus, sein Glauben an eine bessere Zukunft ist aber deshalb nicht weniger berührend.
Großbritannien/Frankreich/Belgien 2023, 113 min
Sprache: Englisch
Genre: Drama
Regie: Ken Loach
Drehbuch: Paul Laverty
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Jonathan Morris
Musik: George Fenton
Verleih: Wild Bunch
Darsteller: Dave Turner, Ebla Mari, Debbie Honeywood, Reuben Bainbridge
Kinostart: 23.11.2023
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