THE NORTH DRIFT hat Sendung-mit-der-Maus-Vibes. Ein freundlicher und neugieriger Ich-Erzähler – der Regisseur Steffen Krones - hat eine Frage: Nördlich des Polarkreises auf den Lofoten haben er und sein norwegischer Inuit-Freund Kris Plastik und Bierdosen entdeckt, die aus Deutschland stammen. Kann es wirklich sein, dass der Müll den ganzen Weg von, beispielsweise, Steffens Heimatstadt Dresden bis ins Polarmeer treibt? Herr van Sebille, der Meeresströmungen untersucht, sagt ja, und Steffen beschließt, das praktisch nachzuweisen, indem er mit seinen Dresdener Freunden „Drifter“ baut, Schwimmobjekte mit Peilsender, die sie in die Elbe werfen. Während die Drifter ihren Weg Richtung Hamburg machen und zunächst erstmal in Flussbiegungen stecken bleiben, trifft Steffen unterschiedliche Expert*innen, die sich mit den Auswirkungen des Plastikmülls auf das Polarmeer beschäftigen. Dabei fächert sich nach und nach ein erschreckendes Panorama auf. Odd-Arne Arnesen von der Forschungsstation Mausund in Nord-Norwegen beschäftigt ein Team von 16 Festangestellten, die nichts anderes machen, als abgelegene Inseln vom Müll der Welt zu reinigen, Dr. Rosanne Schöneich-Argents Analysen verzeichnen eine siebenfache Zunahme des Mülls am Meeresboden seit 2004, die Schwestern Pippert von OceanCleanUp in Hamburg organisieren regelmäßige Aufräumaktionen, und ausnahmslos alle machen sich Sorgen um Mikro- und Nanoplastikpartikel, die inzwischen an den entlegensten Orten der Erde und in allen Lebewesen zu finden sind. Es ist gut, dass die Drifter, die es nach und nach immer weiter nach Norden schaffen, ein bisschen Abenteuer beisteuern. Die Aufnahmen des ganzen Drecks, im Wasser, in den Fischen und an den unberührten Küsten des Nordpolarmeeres sind nämlich sehr traurig.

Hendrike Bake