THE QUEEN, PHILOMENA, FLORENCE FOSTER JENKINS - Stephen Frears hat eine Vorliebe für Frauen, die unbeirrbar der eigenen Nase folgen, sei es ihr ungewöhnlicher Beruf wie im Fall der Queen, eine selbstgewählte Aufgabe oder ein persönlicher Spleen. Auch Philippa Langley, die in THE LOST KING von Sally Hawkins gespielt wird, hat eine Mission. In einer Aufführung von Shakespeares „Richard III.“ entwickelt sie auf einmal Sympathien für den missgestalteten König, vielleicht auch, weil sie selbst mit ME/CFS zu kämpfen hat und deshalb von ihrer Umgebung oft unterschätzt wird. Sie ist überzeugt, dass das Porträt durch den Dichter ihn zu Unrecht zum verfemten Bösewicht macht. Sie begibt sich auf Recherche und nimmt Kontakt zur lokalen Abteilung der Richard III. Society auf, bei der sie auf gleichgesinnte und recht verschrobene Amateurhistoriker*innen trifft. In ihrem Umfeld stößt ihr neues Interesse dagegen auf wenig Gegenliebe, oder vielmehr ist da kaum jemand, der sich besonders dafür interessiert: Auf der Arbeit wird sie übergangen, die Kinder sind in eigenen Welten unterwegs, der Ex-Ehemann (Steve Coogan, der auch am Drehbuch beteiligt war) ist physisch anwesend aber emotional abwesend. Frears Inszenierung der in Großbritannien wohlbekannten – aber hierzulande eher obskuren – wahren Geschichte, die 2012 zur Auffindung des Leichnams Richard III. unter einem Parkplatz in Leicester führte, pendelt zwischen entspannt-souverän und etwas betulich. So trifft Philippa etwa immer wieder auf den Theater-King Richard und bespricht mit ihm den Fortgang der Ermittlungen. Sally Hawkins ist dagegen perfekt in der Rolle der marginalisierten Mitte-Vierzigjährigen, die nicht aufgibt, auch wenn alle so langsam genervt sind und die Profis mit den Augen rollen.

Hendrike Bake