Neue Notiz
The Apprentice – The Trump Story
Abscheuliche Interieurs
THE APPRENTICE erzählt von der völligen Verhärtung und Abstumpfung Trumps. Wie verliert jemand seine Seele, scheinen sich Regisseur Ali Abbasi (HOLY SPIDER) und Drehbuchautor Gabriel Sherman zu fragen.
Ali Abbasi lässt seinen Film mit Richard Nixons berüchtigter „I am not a crook“-Rede beginnen. Von da an geht es bergab. THE APPRENTICE handelt von Donald Trumps „Lehrjahren“ bei Roy Cohn, der 1951 einer der Ankläger im Gerichtsverfahren gegen Julius und Ethel Rosenberg war und sich rühmte, für die Hinrichtung der Angeklagten gesorgt zu haben. Cohn wurde danach zur rechten Hand des Kommunistenjägers Joseph McCarthy und in den siebziger Jahren Anwalt und politischer „Fixer“ für Mafia-Bosse wie Tony Salerno und Carmine Galante.
Cohn (Jeremy Strong, bekannt als Kendall Roy in „Succession“) nimmt den jungen Donald Trump (Sebastian Stan, CAPTAIN AMERICA: THE WINTER SOLDIER) unter seine Fittiche. Er bringt ihm drei Regeln bei: 1. Angreifen, angreifen, angreifen 2. Nie etwas eingestehen 3. Immer den Sieg reklamieren, auch wenn man am Boden ist. Cohns wichtigste Methoden sind Erpressung und Spionage. Er hat alle Gespräche mit Ex-Klienten aufgezeichnet und zögert nicht, ihre Enthüllungen im Zweifel gegen sie zu benutzen. So gelingt es ihm, sowohl die Diskriminierungsklage gegen Frederick Trump Senior zu kippen als auch für Donald eine millionenschwere Steuerbefreiung zu erreichen. Trump lernt seine Lektionen allerdings besser als Cohn sich das hätte wünschen können.
Der erste Teil des Films erzählt von Trumps Aufstieg zur New Yorker Celebrity, zeigt die Emanzipation vom übermächtigen Vater, die ersten Immobilien-Projekte, den Bau des Hyatt Grand Central und des „Trump Tower“, und die Begegnung und Heirat mit dem tschechischen Model Ivana Zelníčková. Der zweite Teil beginnt mit einer Taxifahrt durch eine Demonstration in den 80er Jahren. „Ach, das geht um diesen Schwulenkrebs“, sagt Trump. Die Perspektive verschiebt sich und zeigt Trumps völlige Verhärtung und Abstumpfung. Trump trinkt nicht und raucht nicht, aber er nimmt Amphetamine, und die Kamera wechselt zwischen Trumps von Speed befeuerter Wahrnehmung der Welt als seine Auster, deren Fleisch er nur auslutschen muss, und einem anderen Blick, der die dumpfe Depression enthüllt, die von den Amphetaminen überdeckt wird.
Die Hyperinszenierung des Paares Donald und Ivana, die so aufwendigen wie stillosen Frisuren, die furchtbaren, teuren und abscheulichen Interieurs, die Ivana für Trumps Projekte entwirft – alles spiegelt die Leere und Seelenlosigkeit, die weniger der Preis für den Geld- und Machtrausch sind als dessen eigentlicher Inhalt. Ali Abbasi war es schon in HOLY SPIDER gelungen, die oppressive Atmosphäre im Iran in jedes Bild zu gießen, hier suggeriert jede Einstellung, dass ein Lied von toten Seelen gesungen wird. Wie Abbasi von Trumps Umgang mit dem Fall und der Krankheit seines Mentors Roy Cohn erzählt, vom Ende der Beziehung zu Ivana, vom Weitermachen, immer Weitermachen und immer den Sieg reklamieren: Es bleibt nichts übrig als der vollkommene Seelentod, der sich im nächsten Monat erneut anschickt, die mächtigste politische Position der Welt einzunehmen.
Originaltitel: The Apprentice
Kanada/USA/Dänemark/Irland 2024, 120 min
Genre: Drama, Biografie, Historienfilm
Regie: Ali Abbasi
Drehbuch: Gabe Sherman
Kamera: Kasper Tuxen
Verleih: DCM Film
Darsteller: Sebastian Stan, Jeremy Strong, Maria Bakalova, Martin Donovan
Kinostart: 17.10.2024
Website
IMDB
Vorführungen
The Apprentice - The Trump Story
(The Apprentice) | Kanada/USA/Dänemark/Irland 2024 | Drama, Biografie, Historienfilm | R: Ali Abbasi
THE APPRENTICE erzählt von der völligen Verhärtung und Abstumpfung Trumps. Wie verliert jemand seine Seele, scheinen sich Regisseur Ali Abbasi (HOLY SPIDER) und Drehbuchautor Gabriel Sherman zu fragen.
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