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Streik

Kämpferische Wucht

Arbeitsplätze gegen Lohnkürzungen, das war der Deal. Dann soll das Werk geschlossen werden. Vincent Lindon spielt den erfahrenen Gewerkschafter Laurent Amédéo, der in einem aussichtslosen Kampf auf die Barrikaden geht.

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Frankreich ist wütend. Zumindest die Franzosen, die als Gelbwesten seit Monaten, mit zunehmender Gewaltbereitschaft, für ein gerechteres Wirtschaftssystem kämpfen. Schon einige Monate vor Beginn der aktuellen Protestwelle hatte Stéphane Brizés STREIK letztes Jahr in Cannes Premiere, an einem Ort also, der nicht weiter weg von seinem Sujet sein könnte. Nicht unbedingt geografisch, denn STREIK spielt im Südwesten Frankreichs, in der Kleinstadt Agen, aber wirtschaftlich, ideologisch. Denn Brizé erzählt wie schon in seinem letzten Film DER WERT DES MENSCHEN von den Sorgen und Nöten der Arbeiterschaft, die im globalen Kapitalismus immer weniger wichtig, immer weniger wert ist. Erneut spielt Vincent Lindon die Hauptrolle, hier spielt er den erfahrenen Gewerkschafter Laurent Amédéo, der im Kampf gegen Kürzungen auf die Barrikaden geht. Vor einigen Jahren hatte der deutsche Besitzer des Autowerks noch versprochen, dass alle Arbeitsplätze auf Jahre gesichert wären, wenn die Angestellten auf Lohnerhöhungen verzichten würden. Doch dieses Versprechen soll nun gebrochen werden, nicht weil es dem Werk besonders schlecht ginge, sondern weil die Gewinne nicht hoch genug sind. Dieses Szenario spielt Brizé auf fast dokumentarische Weise durch, zeigt, wie die Arbeiter sich zerstreiten, manche Vertreter Kompromisse eingehen wollen, die andere für faul halten. Für Zwischentöne ist hier kaum Platz, die Entscheidungen der Besitzer werden ebenso wenig differenziert hinterfragt, wie die unversöhnliche Haltung Amédéos. Das mag manchmal ein wenig schlicht sein, doch in seiner Wut, seiner kämpferischen Grundhaltung und vor allem dank der kraftvollen Performance von Vincent Lindon wird STREIK zu einem mitreißenden Manifest für die Rechte der Arbeiter. Und damit zu einem Film, der den Zeitgeist zumindest eines Teils von Frankreich und Europa auf den Punkt trifft.

Michael Meyns

Details

Originaltitel: En guerre
Frankreich 2018, 113 min
Genre: Drama
Regie: Stéphane Brizé
Drehbuch: Stéphane Brizé, Olivier Gorce
Kamera: Éric Dumont
Schnitt: Anne Klotz
Musik: Bertrand Blessing
Verleih: Neue Visionen Filmverleih
Darsteller: Vincent Lindon, Mélanie Rover, Jacques Borderie, David Rey
FSK: 12
Kinostart: 25.04.2019

Website
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