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Stiller Kamerad

Trauma auf der Pferdekoppel

Traumatisierte Bundeswehrsoldat*innen suchen Hilfe bei der Therapie mit Pferden, auch wenn auf dem Hof von Claudia Swierczek unterschiedliche Weltbilder aufeinander prallen.

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Es sind zunächst ideologische Grundhaltungen die auf der Pferdekoppel von Claudia Swierczek aufeinander zu prallen scheinen: alternativ angehauchte Wagenburgidylle trifft auf SoldatInnen. Und die so gar nicht auf den Mund gefallene Mandy, die ganz offensichtlich modisch die 50er liebt, spricht es aus: „Herrje, eine Ökotante!“ Das hätte sie bei der ersten Begegnung mit Swierczek, die als Traumatherapeutin arbeitet, gedacht.
Regisseur Leonhard Hollmann und sein Team sind dabei, wenn sich seine ProtagonistInnen, allesamt BundeswehrsoldatInnen, ihren traumatischen Erlebnissen, die sie bei Auslandseinsätzen in Afghanistan und im Kosovo erlebten, stellen. Dieses Mal mit Pferden an ihrer Seite. Sie leiden unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und alle Therapien, die die Bundeswehr Betroffenen bezahlt, hatten weder Mandy, noch Roman oder Oliver geholfen. Hollmann konzentriert sich in seinem Film stark auf die Therapiestunden von Pferd mit Mensch. In langen beobachtenden Sequenzen wird deutlich, wie die Pferde die kleinste Unsicherheit ihres menschlichen Gegenübers aufnehmen und darauf reagieren. Swierczek spricht davon, dass das Pferd den Menschen „spiegelt“.
Ein großes Anliegen des Regisseurs ist es aber auch, die Therapieform für andere SoldatInnen in naher Zukunft zugänglich zu machen, denn die Kosten kann sich der einfache Soldat kaum leisten. Aber in der sterilen Umgebung eines Bundeswehrkrankenhauses, in der die Hierarchien immer noch klar verteilt sind, ist es schwer vorstellbar, dass seelische Wunden heilen. Doch schließen sich Befehle, Einsätze und menschliche Emotionen nicht aus? Müssen die nicht weggedrückt werden, um Funktion zu gewährleisten? Hollmann stellt mit seinem Film damit auch die Frage nach der möglichen Menschlichkeit einer Armee.

Susanne Kim

Details

Deutschland 2017, 89 min
Genre: Dokumentarfilm, Tierfilm
Regie: Leonhard Hollmann
Drehbuch: Leonhard Hollmann
Kamera: Domenik Schuster, Leonhard Hollmann, Johannes Greisele
Schnitt: Lena Köhler
Musik: Kuan-Chen Chen
Verleih: imFilm
FSK: 12
Kinostart: 07.02.2019

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