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Silvana

Es gibt nur eine

Mit ihren feministischen Liedern wird die schwedische Hip-Hop-Künstlerin mit litauisch-syrischen Wurzeln Silvana Imam von der Underground-Ikone zu Star. Mit der Öffentlichkeit wächst auch der Druck.

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„Es gibt nur eine(n) Imam: Silvana Imam!". Diese provokante Aussage wirft die Rapperin Silvana immer wieder ins Publikum, voll aggressiver Energie, die nur jemand aufbringen kann, dem sein Leben lang der Platz in der Gesellschaft abgesprochen wurde. Silvana Iman, die lesbische Tochter eines syrischen Vaters und einer litauischen Mutter, immigrierte mit ihrer Familie als Kleinkind nach Schweden und muss sich seitdem ununterbrochen rechtfertigen. Für ihre Herkunft, ihre zu kurzen blonden Haare als Kind, ihre Gefühle, ihr Auftreten – selbst für ihre antirassistischen Texte. Als Musikerin bündelt sie nun all diese Erfahrungen und schleudert sie geballt an die heteronormative Mehrheitsgesellschaft zurück. Ob sie in Pussy-Riot-Maske von der Niederschlagung des Patriarchats rappt oder das Elend syrischer Geflüchteter anklagt, Silvana ist ein Mensch, der etwas zu sagen hat und sich das nun von niemandem mehr nehmen lässt.
So expressiv wie diese Musikerin auftritt, die in kein gewohntes Bild zu passen scheint, ist auch der Film über sie inszeniert. In loser Abfolge reihen sich Heimvideos, Festivalauftritte und Backstageszenen aneinander, die Silvana als hochemotionale Getriebene zeigen. Doch SILVANA ist auch ein Liebesfilm. Wem bei ihren ersten schüchternen Annäherungsversuchen mit der bereits etablierten Sängerin Beatrice Eli nicht das Herz aufgeht, der kann keins haben. Noch berührender sind nur die Bilder der zahlreichen jungen, meist weiblichen Fans, für die Silvana und Beatrice die bestärkenden Vorbilder sind, die sie selbst nie hatten. In ihrem Anderssein und mit ihren Gefühlen ist jetzt keine(r) von ihnen mehr allein. Dadurch wird das Musikerinnenporträt auch zum politischen Statement: Es gibt nur eine Silvana Imam, aber viele, die fühlen wie sie – und die das Recht einfordern, auch endlich so sein zu dürfen, wie sie sind.

Katharina Franck

Details

Originaltitel: Silvana – Väck mig när ni vaknat
Schweden 2017, 91 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Mika Gustafson, Olivia Kastebring, Christina Tsiobanelis
Drehbuch: Mika Gustafson, Olivia Kastebring
Kamera: Mika Gustafson, Olivia Kastebring, Christina Tsiobanelis
Schnitt: Charlotte Landelius
Musik: Therese Helgesson
Verleih: Rise and Shine Cinema
Kinostart: 23.08.2018

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