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If It Were Love

Tanz und Realität

Kunst und Realität fließen ineinander, Rolle und Person fügen sich zu etwas Neuem, über ein Ballettevent hinaus.

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Fünfzehn junge Leute gehen zum Tanzen auf eine Rave-Party; jede, jeder für sich in der Menge, alle auf der Suche – nach Zärtlichkeit, Abenteuer, Liebe, was auch immer. „Crowd“ hieß das Stück, mit dem die Kompanie der Choreografin Giselle Vienne seit 1918 durch Europa tourte. Patric Chiha hat dieses außergewöhnliche Tanztheaterprojekt in einem Film dokumentiert, der mit dem Titel „Si c`etait de l'amour“ (Wenn es Liebe wäre) in die Kinos kommt. Außergewöhnlich ist es, weil die Protagonisten Schritte, Annäherungen, Berührungen in Slowmotion realisieren. Das verlangt von ihnen weit mehr an Körperdisziplin als das normale Tempo, schnell oder gemessen. Und verleiht, trotz aller Anstrengung, ihrem Tanz faszinierende Leichtigkeit. Außergewöhnlich ist zudem, dass Chiha nicht nur hinter die Kulissen schaut, sondern gleichsam in die Herzen der Tänzer und Tänzerinnen. Er nimmt sie nicht als die tools in einem meisterlichen Werk wahr, sondern als handelnde Personen. Der Film erzählt davon, was sie an von ihren Erwartungen, Ängsten, Gefühlen in den Tanz einbringen, und auch davon, was der Tanz mit ihnen macht, wie er eingreift in ihr Leben. Kunst und Realität fließen so ineinander, Rolle und Person fügen sich zu etwas Neuem, über ein Ballettevent hinaus. Jeder Figur ist ihre Biografie auf den Leib geschrieben, genauer, jede hat sich die ihre selbst auf den Leib geschrieben, ob wahr oder erfunden. Gut erfunden, wenn zum Beispiel die Schauspielerin Kerstin Dalay-Baradel, ihr ist der Film gewidmet, davon erzählt, wie sie einst dem Tänzer Oskar, und zwar Nazi-Oskar, begegnet ist. Kurzum, es ist auch vergnüglich, diesen Menschen zuzuschauen, zuzuhören, wie klug, wie sensibel sie ihren Beruf beschreiben, der von ihnen sehr viel mehr als Hochleistungen fordert: Liebe nämlich (ohne wenn).

Elisabeth Bauschmid

Details

Originaltitel: Si c'etait de l'Amour
Frankreich 2020, 82 min
Sprache: Englisch, Französisch, Schwedisch
Genre: Dokumentarfilm, Tanzfilm
Regie: Patric Chiha
Drehbuch: Christoph Hübner, Gabriele Voss
Kamera: Jordane Chouzenoux
Schnitt: Anna Riche
Verleih: IMMERGUTEFILME
FSK: 12
Kinostart: 21.03.2024

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